Prof. Dr. Jan Eckel – Vortragsexposé – Sommersemester 2017

Themenschwerpunkt
"Menschenrechte"

Prof. Dr. Jan Eckel
Direktor des Seminars für Zeitgeschichte, Eberhard Karls Universität Tübingen

Menschenrechte und die Gestaltung der internationalen Ordnung im 20. Jahrhundert

Montag, 8. Mai 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

In der historischen Repräsentation ist das Bild des 20. Jahrhunderts als einer Zeit der exzessiven Gewalt tief verwurzelt. Grausame Repressionen und massenhaftes Töten bilden die hervorstechendsten Kennzeichen eines Säkulums, in dem zwei Weltkriege und zahlreiche weitere militärische Konflikte ausgetragen wurden. Das 20. Jahrhundert war aber auch die Epoche, in der Menschenrechte, beginnend mit der Allgemeinen Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen von 1948, als eine internationale Norm festgeschrieben wurden. Es entstand ein immer dichteres Geflecht von Institutionen, die beobachteten, ob Staaten diese Norm einhielten, und auf Verstöße aufmerksam machten.
Der Zusammenhang, in dem diese beiden Ausformungen der säkularen Geschichte, die Gewalteruptionen einerseits und die Menschenrechtspolitik andererseits, standen, ist indes verschlungener, als es auf den ersten Blick erscheinen könnte. Internationale Menschenrechtsnormen stellten nicht die moralische Lehre dar, die eine einmütige internationale Gemeinschaft nach 1945 aus den vorangegangenen Kriegen und Genoziden zog. Sie waren umstritten und hatten zunächst einen spezifischen sicherheitspolitischen Sinn. Will man den Ort bestimmen, welcher der Menschenrechtspolitik im 20. Jahrhundert zukommt, will man die Motivationen, die Bedeutungsgeschichte und die Reichweite dieser Politik historisch erfassen und einordnen, vermögen einfache Formeln und einlinige Deutungsansätze wenig zu erklären. Menschenrechte, das möchte der Vortrag zeigen, waren auf vielfältige und vieldeutige Weise in die Geschichte des 20. Jahrhunderts verwoben – in seine Konflikte und Krisen, in die Verbrechensgeschichte wie auch in die Weltverbesserungshoffnungen dieses Zeitraums.

Jan Eckel, geb. 1973, studierte Germanistik, Geschichte, Spanisch an den Universitäten Passau, Salamanca (Spanien) und Freiburg, Staatsexamen 2000, Promotion 2004 an der Universität Freiburg. Bis 2011 Hochschulassistent an der Universität Freiburg, währenddessen für ein Jahr Gastwissenschaftler an der Columbia University, New York, und 2010–2011 Junior Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS). 2011–2012 Gastwissenschaftler am Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts; anschließend Akademischer Rat an der Universität Freiburg, Habilitation 2013 ebendort. 2015–2016 Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Geschichte und Historische Konflikt- und Friedensforschung an der Universität Köln; seit 2016 Inhaber des Lehrstuhls für Neuere Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Universität Tübingen. Forschungsschwerpunkte u.a.: Geschichte der Menschenrechte und der internationalen Politik im 20. Jahrhundert. – Weitere Informationen zur Person und eine ausführliche Publikationsliste finden Sie auf der Internetseite des Lehrstuhls (Kurz-URL: http://bit.ly/2n9S27M).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Anja Mihr

(Program Director, Center on Governance through Human Rights, HUMBOLDT-VIADRINA Governance Platform, Berlin)
Menschenrechte im Informationszeitalter
Montag, 15. Mai 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)