Mainzer Universitätsgespräche
"Was ist Wahrheit?"
Prof. Dr. Jens Jäger
Apl. Professor für Neuere und Neueste Geschichte, Historisches Institut, Universität zu Köln
Lügen Bilder? Fotografie und das Versprechen der Wahrhaftigkeit
Mittwoch · 9. Mai 2018 · 18:15 Uhr N 1 (Muschel)
"Unsere Vorstellungen von der Vergangenheit sind durch Bilder geprägt. Besondere Persönlichkeiten der Geschichte, Ereignisse, Personen, Orte, Landschaften sind als Bilder präsent, teils in der Rolle von Zeitzeugen, teils als spätere Verbildlichungen. Die Unmittelbarkeit von Bildern, ihr scheinbar leicht zu entschlüsselnder Inhalt und die ästhetische Gestaltung machen sie zu eingängigen Informationsangeboten. Bilder öffnen einen spezifischen Zugang zur Vergangenheit.
Gleichzeitig beeinflussen sie die Geschichte. Es war und ist leicht, mit Bildern zu argumentieren und sie nachträglich zu verändern, und noch einfacher scheint dies im digitalen Zeitalter zu sein. Dabei handelt es sich um ein globales Phänomen, das alle politischen Systeme betrifft, denn Bilder sind zweifellos und schon sehr lange wichtige Vermittler von Informationen und Wissen, aber auch von Meinungen, ganz ohne Manipulation oder bewusste Fälschung. Doch wenn ein Bild nicht abstrakt ist oder offensichtlich einem anderen Zweck dienen soll, etwa vor allem ästhetischem Genuss, so gehen wir reflexartig zunächst davon aus, auf die Wahrhaftigkeit des Dargestellten vertrauen zu können.
Warum wird überhaupt von Bildern Glaubwürdigkeit und Wahrheit erwartet? Können Bilder lügen, wie immer wieder behauptet wird? Worin besteht der besondere Erkenntniswert von Bildern? Können sie der Schlüssel zu 'historischer Wahrheit' sein?" (Jens Jäger, Aus Politik und Zeitgeschichte, 13/2017)
Jens Jäger: 1985–1990 Studium der Geschichte, Literaturwissenschaft und Volkswirtschaft an der Universität Hamburg ∙ 1990–1995 Promotion im Fach Sozial- und Wirtschaftsgeschichte zum Thema Fotografie und Gesellschaft in England und Deutschland im 19. Jahrhundert ∙ 1996–2000 Lehraufträge an der Universität Hamburg ∙ 2001–2004 Habilitationsstipendium der DFG ∙ Forschungs- und Archivaufenthalte in Paris, Wien und Berlin ∙ 2003 Lehraufträge an der Universität Bremen und Universität zu Köln; 2005 Habilitation an der Universität zu Köln. Thema: Die Entstehung der internationalen Polizeikooperation im
19. und 20. Jahrhundert ∙ 2005–2008 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am SFB 427 "Medien und kulturelle Kommunikation" an der Universität zu Köln ∙ Seit 2009 Heisenberg-Stipendiat am Historischen Seminar der Universität zu Köln ∙ 2016 (Januar) Ernennung zum außerplanmäßigen Professor
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Roland Imhoff
(Professor für Sozial- und Rechtspsychologie, Abteilung Sozial- und Rechtspsychologie, Psychologisches Institut, Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Von geheimen Mächten sonderbar belogen?
Psychologische Perspektiven auf eine verschwörungstheoretische Weltsicht
Mittwoch · 16. Mai 2018 · 18:15 Uhr · N 1 (Muschel)