Prof. Dr. Johannes Fried – Vortragsexposé – Wintersemester 2004/2005

IAK MEDIÄVISTIK / STUDIUM GENERALE

ANGST UND TERROR IM MITTELALTER

Prof. Dr. Johannes Fried (Frankfurt a.M.)

Apokalyptik und Wissenschaft

Donnerstag, 20. Januar 2005, 18.15 Uhr, P 3 (Philosophicum)

Die Furcht vor der nahenden Endzeit ist im gesamten Mittelalter allgegenwärtig. Die Apokalyptik bedient sich einer Sprache der Angst: Schwere Katastrophen verweisen auf das Ende der Welt und – nicht minder furchteinflößend – auf das Ende der „Zeichen“. Der Untergang, der stets zu kommen scheint und nie tatsächlich kommt, artikuliert sich jedoch nicht nur als lähmende Angst, sondern auch als ein drängendes Wissenwollen des Ungewissen. Denn die Zeichen wie die konkurrierende Deutung derselben verlangen nach Prüfung und Wissenskontrolle. Sie differenziert sich im Laufe der Geschichte immer weiter aus; ein Aufklärungsprozeß vollzieht sich, der zuletzt auch das Ende selbst und seine Zeichen nicht unberührt läßt. Schließlich verschwindet die Endzeit. Es bleibt allein die Sprache der Endzeit als Sprache der Angst.

Prof. Dr. Johannes Fried, geb. 1942, 1964-1970 Studium der Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaften in Heidelberg; Promotion 1970 in Heidelberg: "Die Entstehung des Juristenstandes im 12. Jahrhundert. Zur sozialen und politischen Bedeutung gelehrter Juristen in Bologna und Modena", Habilitation 1977 in Heidelberg: “Der päpstliche Schutz für Laienfürsten. Die politische Geschichte des päpstlichen Schutzprivilegs für Laien (11.-13. Jahrhundert)", 1980-1982 Professor in Köln, seit 1983 in Frankfurt am Main; 1995/6 Visiting Fellow am Institute for Advanced Study, Princeton, 1996-2000 Vorsitzender des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands, Preis des Historischen Kollegs, Mitglied der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica und der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, Korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Aka-demie der Wissenschaften, Wien, der Akademie der Wissenschaften in Göttingen und des "Centrum medievistických studií" der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, Vorsitzender des Deutschen Studienzentrums Venedig, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Historischen Zeitschrift und Mitherausgeber des Deutschen Archivs zur Erforschung des Mittelalters, Vorsitzender der Deutschen Kommission für die Bearbeitung der Regesta Imperii bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz.
Aktuelle Veröffentlichungen: Der Weg in die Geschichte. Die Ursprünge Deutschlands bis 1024 (Propyläen Geschichte Deutschlands Bd. 1) Berlin 1994; Aufstieg aus dem Untergang. Apokalyptisches Denken und die Entstehung der modernen Naturwissenschaft im Mittelalter. München 2001; Die Aktualität des Mittelalters. Gegen die Überheblichkeit unserer Wissensgesellschaft. Sigmaringen 2002; Geschichte und Gehirn. Irritationen der Geschichtswissenschaft durch Gedächtniskritik. Abh. der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Stuttgart 2003; Der Schleier der Erinnerung. Grundzüge einer historischen Memorik, München 2004.