Themenschwerpunkt des Studium generale
"Hass, Neid, Intoleranz – Schattenseiten der Weltgesellschaft?"
Prof. Dr. Johannes Hahn (Münster)
"Ausgemerzt werden muss der Irrglaube!"
Die Geburt der religiösen Gewalt in der christlichen Spätantike
Montag, 20. Jan. 2014, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Im römischen Reich florierten für ein Jahrtausend eine Vielzahl unterschiedlichster Kulte und Gottesvorstellungen. Doch die kaiserliche Anerkennung und massive Förderung des Christentums seit Konstantin setzte der religiösen Toleranz in Staat und Gesellschaft alsbald ein Ende: Die Kirche verfolgte ihr Ziel, den christlichen Glauben im Imperium zu verbreiten und sich konkurrierender religiöser Angebote zu entledigen, mit wachsendem Nachdruck. Sie bediente sich dabei zunehmend zugleich der Zwangsmittel des spätantiken Staates, um heidnische Kulte, aber auch 'häretische' christliche Gruppen und das Judentum zu bekämpfen – und scheute zudem nicht vor offener Gewalt zurück. Religiös motivierte Gewalt gegen Andersgläubige und ihre Kultorte wird zu einem Signum der Spätantike, diese damit zu einem Präzedenz für spätere Epochen. Der Vortrag nimmt treibende Kräfte dieser Entwicklung in den Blick und diskutiert das Phänomen religiöser Gewalt exemplarisch an der Zerstörung heidnischer Kulte im 4. und 5. Jh. n. Chr.
Johannes Hahn, geb. 1957, ist Professor für Alte Geschichte an der Universität Münster. Er studierte Philosophie, Geschichte und Archäologie in München, Heidelberg, Oxford und Berlin. M.A. 1982 in Philosophie (Berlin), Promotion 1986 und Habilitation 1993 in Alter Geschichte (Heidelberg), dann Lehrtätigkeiten an den Universitäten Erfurt, Köln und Freiburg. 2006/07 und 2009/10 visiting fellow an der Universität Princeton, 2013 Gastprofessor an der Universität Erlangen. Forschungsschwerpunkte: antike Sozial-, Kultur- und Religionsgeschichte, Naturwissenschaft und Philosophie.
Publikationen u.a.: Der Begriff des property bei John Locke, 1984; Der Philosoph und die Gesellschaft. Selbstverständnis, öffentliches Auftreten und populäre Erwartungen in der hohen Kaiserzeit, 1989; Alexander in Indien, 2000; Gewalt und religiöser Konflikt (von Konstantin bis Theodosius II.), 2004; From Temple to Church: Destruction and Renewal of Local Cultic Topography in Late Antiquity, 2008 (hrsg.); Spätantiker Staat und religiöser Konflikt, 2011 (hrsg.).
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann
(Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017, Ev. Kirche in Deutschland EKD, Berlin · Honorarprofessorin der Ruhr-Universität Bochum)
Multikulturelle Gesellschaft – Wurzeln, Abwehr und Visionen
Montag, 27. Januar 2014, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)