Veranstaltung des Historischen Seminars, Abteilung V, Byzantinistik:
Stiftungen als universales Phänomen.
Beispiele aus der byzantinischen und islamischen Geschichte
Mit drei Vorträgen:
Prof. Dr. Johannes Pahlitzsch (Mainz)
Stiftungen im Vergleich: Byzanz und die islamische Welt
Mag. Dr. Carl Lucian Reinfandt (Wien)
Islamische Stiftungen im späten Mittelalter: Professionalisierung und Popularisierung
Dr. Astrid Meier (Zürich)
Das Gewicht der Toten Hand: Diskussionen über Stiftungen im Islam seit dem 19. Jahrhundert
Mittwoch, 6. Januar 2010, 18.15 Uhr, Alter Senatssaal, R 01-248, Forum 2 (1. OG)
Stiftungen können als universales Phänomen bezeichnet werden. Schon im sumerischen Nippur lassen sich für das späte 3. Jahrtausend vor Christus stiftungsähnliche Institutionen nachweisen und sind in der Folge im gesamten Altertum verbreitet. Dabei bestand sowohl im Alten Ägypten als auch in den griechischen und römischen Stiftungen das ursprüngliche Motiv des Stifters in der Pflege seiner memoria, wozu jedoch vielfältige soziale und politische Motive traten. Ebenso waren im zoroastrisch geprägten Sasanidenreich und im Judentum Stiftungen für Feuertempel bzw. Synagogen weit verbreitet. Auch im Buddhismus finden sich vergleichbare Institutionen.
In der Spätantike dominierte dann im Römischen Reich die christliche Form der als piae causae bekannten Stiftungen für Kirchen, Klöster, Armenhäuser und Fremdenherbergen, die in Byzanz fortlebte. In der islamischen Welt wiederum bildete sich im Laufe des 8. und 9. Jahrhunderts aus den verschiedenen lokal unterschiedlichen Stiftungstraditionen eine eigene Form der Stiftung, der waqf, heraus.
Vor diesem Hintergrund soll in drei Beiträgen das Stiftungswesen in Byzanz und im Islam vergleichend in seiner kulturellen und sozialen Bedeutung vom Mittelalter bis in die Neuzeit hinein dargestellt werden. Den Anlass für diese Veranstaltung stellt das Erscheinen eines von den drei Referenten herausgegebenen Buches zur islamischen Stiftung dar.