Prof. Dr. Jürgen Kriz – Vortragsexposé – Sommersemester 2013

STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE

"CHAOS UND ORDNUNG"


Prof. Dr. Jürgen Kriz (Universität Osnabrück)

Chaos und Ordnung als Thema der Psychotherapie

Mittwoch, 12. Juni 2013, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Der Gegensatz von Chaos und Ordnung ist seit jeher ein Thema innerhalb von Psychotherapien. Denn dies spiegelt die vielfachen Erfahrungen der Menschen an den gefährlich komplexen Rändern seiner ansonsten hinreichend geordneten Lebenswelt wider. Oft wird dann versucht, allzu große Angst vor chaotisch unvorhersehbaren Entwicklungen sowohl gesellschaftlich als individuell mit einem rigiden Festhalten an und Kontrollieren von einmal gefundenen Ordnungen und Lösungen zu verringern – was aber wiederum die notwendigen Entwicklungs- und Adaptationsprozesse behindern kann. Besonders die seit einem halben Jahrhundert aufkommende familien- und systemtherapeutische Praxeologie stellt diese Phänomene ins Zentrum ihrer Interventionen.

Doch nicht nur diese systemische Praxeologie trug erheblich zum Verständnis von Veränderungsprozessen bei Einzelnen, Paaren, Familien und Organisationen bei. Vielmehr hat das etwa zeitgleiche Aufkommen interdisziplinärer Chaos-Forschung – mit Teilgebieten wie nichtlineare dynamische Systeme, Selbstorganisation, Stabilität und Instabilität von Strukturen etc. – dazu geführt, dass das Thema von Chaos und Ordnung zunehmend auch für die wissenschaftliche Rekonstruktion psychotherapeutischer Prozesse verwendet wird.

Beiden Entwicklungssträngen und ihrer Verknüpfung wird sich der Vortrag widmen.

Jürgen Kriz, Prof. Dr. phil; Emeritus für Psychotherapie und Klinische Psychologie an der Universität Osnabrück; hatte überlappend mit seiner klinischen Professur (1980–2010) auch Professuren in Statistik, Forschungsmethoden und Wissenschaftstheorie (1972–1999). Kriz ist Psychologischer Psychotherapeut, Ehrenmitglied mehrerer psychotherapeutischer Fachgesellschaften, Dozent in etlichen psychotherapeutischen Weiterbildungsstudiengängen und hatte Gastprofessuren u.a. in Wien, Zürich, Riga, Moskau und den USA. Rund 250 Fachpublikationen, 20 Bücher – u.a. Chaos und Struktur (1992), Chaos, Angst und Ordnung (1997), Einführung in die Systemtheorie (1999), Lebenswelten im Umbruch – zwischen Chaos und Ordnung (2004), Self-Actualization – Person-Centred Approach and Systems Theory (2008). Transfer-Preis der Uni Osnabrück 2002; Viktor-Frankl-Preis der Stadt Wien 2005. Homepage www.jkriz.de

Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Jürgen Mohn (Religionswissenschaft, Universität Basel)

Das Sakrale der Ordnung. Über Unterscheidungsnarrative der Religion

Mittwoch, 19. Juni 2013, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)