STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"WIE VIEL FÜHRUNG BRAUCHT DER MENSCH? LEADERSHIP UND VERANTWORTUNG"
Prof. Dr. Jürgen Oelkers
Allgemeine Pädagogik, Universität Zürich
Führung und Erziehung – Lehren aus der Geschichte
Mittwoch, 29. Oktober 2014, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Der Ausdruck 'Führung' hat in der deutschen Pädagogik unter Bezug auf Managementtheorien eine erhebliche Nachfrage erlebt. Gemeint sind vor allem neuere Entwicklungen im Bereich der Schulleitungen. Der Begriff selbst ist eher negativ besetzt, nachdem die einschlägigen 'Führungslehren' noch in den 60er-Jahren Konjunktur hatten. Der Vortrag wird historische Konzepte zur 'Führung von Kindern' diskutieren, die seit Rousseau im Wesentlichen verschleiern, was damit tatsächlich gemeint ist. Dabei spielt die Lehre vom 'pädagogischen Eros' eine wichtige Rolle, die seit der Lebensreformbewegung so verwendet worden ist, dass Kinder und Jugendliche nicht unabhängig von einer Eros-Beziehung sich zu ihrem Besten entwickeln können. Und damit verbunden ist die Vorstellung einer besonderen 'pädagogischen Liebe', auf die sich auch viele Sexualtäter berufen haben. Dabei ist immer wieder auf Plato Bezug genommen worden, während es de facto um ein Herrschaftsverhältnis ging, das in einer demokratischen Erziehung keinen Platz hat. In diesem Sinne zieht der Vortrag Lehren aus der Geschichte.
Jürgen Oelkers (*1947) ist seit 2012 Emeritus der Universität Zürich. 1968–1975 Studium der Geschichte, Germanistik und Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg. 1975 Promotion in Erziehungswissenschaft. 1976–1979 Wiss. Assistent an der Universität zu Köln. 1979–1987 Professor (C4) für Allgemeine Pädagogik an der Universität Lüneburg, 1987–1999 Ordentlicher Professor für Allgemeine Pädagogik an der Universität Bern, 1999–2012 Ordentlicher Professor für Allgemeine Pädagogik an der Universität Zürich. Mitglied des Bildungsrates des Kantons Zürich (1999–2011), Mitglied des Fachhochschulrates des Kantons Zürich (seit 2011), Präsi¬dent des Schulrates der Pädagogischen Hochschule Zürich (2002–2007), Präsident des Stiftungsrates der Volksschule des Kantons Zürich (2004–2013), Mitglied des Beirates des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung (1997–2003), Mitherausgeber der Zeitschrift für Pädagogik, Herausgeber der Reihe Explorationen. Studien zur Erziehungswissenschaft (66 Bände, 1991–2013). Forschungsschwerpunkte: Geschichte reformpädagogischer Bewegungen im 19. und 20. Jahrhundert, Entwicklung und Steuerung der Bildungssysteme, Demokratie und Erziehung, Bildungspolitik und internationaler Vergleich. Letzte Veröffentlichungen: Gesamtschule in Deutschland. Eine historische Analyse und ein Ausweg aus dem Dilemma. Weinheim/Basel/Berlin: Beltz Verlag 2006. Jean-Jacques Rousseau. London: Continuum 2008. John Dewey und die Pädagogik. Weinheim/Basel/Berlin: Beltz Verlag 2009. Demokratisches Denken in der Pädagogik. In: Zeitschrift für Pädagogik, Jg. 56, H.1 (2010), S.3–21. Eros und Herrschaft. Die dunklen Seiten der Reformpädagogik. Weinheim/Basel: Beltz Verlag 2011. Education and the State (als Hg.), London: Routledge 2014.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
PD Dr. Eike Bohlken (Philosophisches Seminar, Eberhard Karls Universität Tübingen)
Führung und Verantwortung – Perspektiven einer philosophischen Elitentheorie
Mittwoch, 5. November 2014, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)