Prof. Dr. Karl-Heinz Leven – Vortragsexposé – Wintersemester 2004/2005

IAK MEDIÄVISTIK / STUDIUM GENERALE

ANGST UND TERROR IM MITTELALTER


Prof. Dr. med. Karl-Heinz Leven (Universität Freiburg)

»Unfaßbar für den Verstand« – die Pest in Byzanz

Donnerstag, 02. Dezember 2004, 18.15 Uhr, P 3 (Philosophicum)

Das byzantinische (oströmische) Reich wurde Mitte des 6. Jh. (542 n. Chr.) von einer verheerenden Seuche, der sog. »Justinianischen« Pest, heimgesucht, die mit ihren Ausläufern bis zur Mitte des 8. Jh. dauern sollte. Im Jahr 1347 wurde das inzwischen auf wenig mehr als die Hauptstadt Konstantinopel beschränkte Reich vom sog. »Schwarzen Tod« betroffen. Beide Pestepidemien sind in einer Vielzahl von Quellen geschildert, darunter Geschichtsschreibung (Prokop u.a.), Kirchengeschichte, Hagiographie, Gesetze etc. Die »Justinianische« Pest verwandelte das anfangs glanzvolle »Zeitalter Justinians« in ein Zeitalter der Angst.
Der Vortrag wird das Bild der Seuche in den Quellen, die verschiedenen literarischen Gattungen angehören, darstellen und analysieren. Hierbei geht es insbesondere um die zeitgenössische Deutung der Katastrophe, die von naturalistisch-medizinischen bis zu religiösen Erklärungen reichte.

Prof. Dr. med. Karl-Heinz Leven, geboren 1959 in Krefeld-Uerdingen, Studium der Medizin, Geschichte und Klassischen Philologie in Düsseldorf und Bonn, 1977-1986, Approbation als Arzt, Promotion zum Dr. med. 1987 mit einer medizinhistorischen Dissertation bei Professor Hans Schadewaldt, Düsseldorf (Medizinisches bei Eusebios von Kaisareia). Berufliche Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Militärgeschichtlichen Forschungsamt Freiburg, bei Professor Manfred Messerschmidt, 1986/87 und am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Düsseldorf, bei Professor Hans Schadewaldt, 1987/88; seit 1988 Assistent am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Freiburg, bei Professor Eduard Seidler; Habilitation für Geschichte der Medizin; 1995 bis 1999 Oberassistent am dortigen Institut bei Professor Ulrich Tröhler, seither Akademischer Rat. Seit Febr. 2000 außerplanmäßiger Professor.

Forschungsschwerpunkte: Geschichte der Seuchen, antike und byzantinische Medizin, Medizinische Ethik im 20. Jahrhundert, Medizin und Krieg.
Ausgewählte Veröffentlichungen: Die Geschichte der Infektionskrankheiten. Von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Landsberg/Lech: ecomed, 1997; Athumia and philanthropia: Social Reactions to Plagues in Late Antiquity and Early Byzantine Society. In: Ph.J. van der Eijk/H.F.J., Horstmanshoff/P.H. Schrijvers (Ed.): Ancient Medicine in Its Socio-Cultural Context. Papers Read at the Congress Held at Leiden University, 13-15 April 1992, Vol. II (= Clio Medica, 28). Amsterdam, Atlanta, GA: Rodopi 1995, S. 393-407, »Das Einzige von allem, was wirklich jede Erwartung überstieg«: Thukydides, Perikles und die Pest in Athen. In: A. Karenberg/Ch. Leitz (Hg.): Heilkunde und Hochkultur. Geburt, Seuche und Traumdeutung in den antiken Zivilisationen des Mittelmeerraumes. Münster: LIT 2000, S. 71-84; [Hg.] Antike Medizin. Ein Lexikon. München: C.H. Beck [erscheint im Frühjahr 2005]