THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
»GRENZEN DER KOMMUNIKATION«
Prof. Dr. Karl-Heinz Pohl (Trier)
Das Unsagbare sagen – daoistische und buddhistische Weisheit – oder Versuche, über das Dao zu sprechen
Montag, 9. Mai 2011, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Angesichts östlicher Lehren wie Daoismus, Buddhismus oder Konfuzianismus herrscht oft Verwirrung darüber, wie diese zu verorten sind – als Religion oder Philosophie. Wollte man jedoch eine übergreifende Gemeinsamkeit dieser Lehren herausstellen, so wäre in erster Linie die Handlungsorientierung zu nennen. Sie sind "Lebensformen" (Hadot) bzw. Einübungen in Lebensweisheit. Anders gesagt geht es weniger um Erkenntnis, als vielmehr um Handeln bzw. um eine "Einheit von Wissen und Handeln". Liegt der Schwerpunkt auf dem Handeln, so bedeutet dies auch, weniger zu reden, denn nicht an den Worten, sondern an ihren Taten sind seit jeher die Menschen gemessen worden. Und so weiß auch der Volksmund, dass sich der wahre Philosoph, nämlich der Weise, weniger durch Reden als vielmehr durch Tun bzw. Schweigen hervortut.
Der Vortrag wird vor allem auf philosophische Inhalte des Daoismus und Buddhismus eingehen und deren Grundzüge wie negatives Handeln, nämlich "Nicht-Tun", sowie Wissen des Nichtwissens vorstellen. Dazu gesellen sich damit verwandte Themen wie "Leere", Paradoxie und Relativität. Auf diese Weise wurde in diesen Lehren seit jeher versucht, das eigentlich "Unsagbare" – auf Umwegen – doch in Worte zu fassen. Dabei ist der Zugang weniger der eines Philosophen, sondern der eines philologisch arbeitenden Kulturhistorikers.
Karl-Heinz Pohl, geboren 1945 in Saarlouis. Studium der Sinologie, Japanologie und Kunstgeschichte an den Universitäten Hamburg, Bonn und Toronto (Kanada). 1982 Ph.D. in East Asian Studies an der Universität Toronto. 1987–1992 Professor für chinesische Literatur und Geistesgeschichte an der Universität Tübingen, 1992–2010 Professor für Sinologie an der Universität Trier. Arbeitsgebiete: chinesische Geistesgeschichte, Ethik und Ästhetik des modernen und vormodernen China, interkulturelle Kommunikation und Dialog zwischen China und dem Westen.
Veröffentlichungen (Auswahl): China für Anfänger. Eine faszinierende Welt entdecken. Freiburg: Herder, 2008. Ästhetik und Literaturtheorie in China – Von der Tradition bis zur Moderne. München: Saur, 2006.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Norbert Pfeiffer (Direktor der Augenklinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz)
Das menschliche Sehsystem: Grenzen visueller Wahrnehmung und Kommunikation
Montag, 16. Mai 2011, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)