Prof. Dr. Klaus Ley – Vortragsexposé – Wintersemester 2007/2008

Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater und das Studium generale laden im Rahmen der Ringvorlesung
DAS KÜNSTLERDRAMA ALS SPIEGEL ÄSTHETISCHER UND GESELLSCHAFTLICHER TENDENZEN
zu folgendem Vortrag ein:

Prof. Dr. Klaus Ley (Romanisches Seminar, Univ. Mainz)

Goldonis und Goethes "Torquato Tasso". Das Künstlerdrama in Venedig und Weimar

Mittwoch, 28. November 2007, 18.15 Uhr, P 3 (Philosophicum)

Goethes Künstlerdrama "Torquato Tasso" gilt, von der germanistischen Forschung verteidigt, nach wie vor als Solitär; auch deshalb sind die jetzt wieder häufigeren Aufführungen als Provokation angelegt. Dabei weiß man, dass der Gegenstand des Schauspiels, das Bild des Dichters Tasso (1544–1595), seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, vor allem ausgehend von Frankreich, Veränderungen erfuhr, die bereits Goethe produktiv in seine Ausgestaltung des Themas integrierte. Bis hin zu Delacroix und Baudelaire erkannte man in dem Dichter des "Befreiten Jerusalem" den Inbegriff des modernen Künstlers.
Dass und wie Goethe auch formal auf einer vorgegebenen Grundlage, der gleichnamigen Komödie des Venezianers Goldoni, arbeitet, ist Gegenstand des Vortrags. Dabei geht es auch um die literarische Reihe des Dichterdramas, die sich – immer wieder neu angestoßen von Diskussionen, Reformen und "Querelles" um die Stellung der Komödie und des Theaters – seit Molière etablierte.

Prof. Dr. Klaus Ley, seit 1990 Professor für Romanische Philologie an der Johannes Gutenberg-Universität; von Beginn seiner Mainzer Tätigkeit an – neben weiteren, auch langjährigen Aktivitäten im akademischen Leben – Mitarbeit im "IAK Drama und Theater" (u. a. als Sprecher des Arbeitskreises).

Publikationen (zum Vortragsthema:) "Sii grand´uomo e sii infelice". Zur Umwertung des Tasso-Bildes am Beginn des Ottocento: Voraussetzungen und Hintergründe im europäischen Rahmen; in: Germ.-Rom. Monatsschrift 46 (1996); S. 131–173; "Alto infelice!" Zur Funktion einer Nebenrolle in A. Manzonis historischem Drama Adelchi"; in: Düsing, W. (Hrsg.): Aspekte des Geschichtsdramas. Von Aischylos bis Volker Braun. Tübingen 1998; S. 69–94; Zwischen Molière und Mozart: Goldonis Don Giovanni ossia il Dissoluto (1736); in: Göbler, F. (Hrsg.): Don Juan – Don Giovanni – Don Zuan: Europäische Deutungen einer theatralen Figur. Tübingen 2004; S. 81–107; Neue Kontexte zu La Locandiera. Goldonis Reformkomödie und ihre Bedeutung für Diderots "drame bourgeois"; in: Mennemeier, F. N. (Hrsg.): Die großen Komödien Europas. Tübingen 1999; S. 121–151.
(zur anthropologischen Grundlegung:) Die "scienza civile" des Giovanni della Casa. Literatur als Gesellschaftskunst in der Gegenreformation. Heidelberg 1984.
(Arbeiten zu deutsch-romanischen Kulturkontakten, u. a.:) Zur Stellung der Trionfi in Petrarcas Rime nach der ersten deutschen Übersetzung von Daniel Federmann; in: Aurnhammer, A. (Hrsg.): Petrarca in Deutschland, Tübingen 2006, S. 111–130; Castiglione und die Höflichkeit. Zur Rezeption des "Cortegiano" im deutschen Sprachraum vom 16. bis zum 18. Jahrhundert; in: Martino, A. (Hrsg.): Beiträge zur Aufnahme der italienischen und spanischen Literatur in Deutschland im 16. und 17. Jahrhundert. Amsterdam 1990, S. 3–108; D'Annunzio, der Schelm. Zur Rezeption des Dichters in der neueren deutschen Literatur; in: Germ.-Rom. Monatsschrift 40 (1990), S. 324–349; Die Ringparabel und der "katholische" Lessing. Zur Deutungsgeschichte von "Decameron" I,3 in Italien vor der Abfassung von Nathan der Weise; in: Germ.-Rom. Monatsschrift 56 (2006), S. 381–403; "...'und morgen in der [Mainzer] Augustinerkirche'". Bildende Kunst und Krisendiagnostik in Kleists Die Marquise von O (MS.)

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Frank Göbler (Institut für Slavistik, Universität Mainz)
Künstlerfiguren im russischen Drama von Čechov bis Bulgakov
Mittwoch, 5. Dezember 2007, 18.15 Uhr, P 3 (Philosophicum)