THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"DOPING UND ENHANCEMENT. GRUNDFRAGEN DER ETHIK"
Univ.-Prof. Dr. Klaus Lieb (Mainz)
Hirndoping: Warum wir nicht alles schlucken sollten
Montag, 19. April 2010, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Unter Hirndoping versteht man den Versuch gesunder junger und alter Menschen, ihre geistige Leistungsfähigkeit bezüglich Wachheit, Konzentration, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Stimmung oder sozialer Kontaktfähigkeit durch die Einnahme verschreibungspflichtiger Medikamente oder illegaler Drogen zu steigern. Der Vortrag setzt sich kritisch mit dem Thema auseinander und beantwortet Fragen zur Häufigkeit von Hirndoping in der Bevölkerung, den Motiven der Konsumenten, Wirkungen und Risiken der eingesetzten Substanzen, der Gesetzeslage und, ob sich das Gehirn überhaupt grenzenlos optimieren lässt. Eine Liberalisierung, wie sie auch von deutschen Expertengremien gefordert wird, hält Prof. Lieb für falsch und fordert einen fortgesetzten gesellschaftlichen Diskurs, auf dessen Basis entschieden werden kann, was wir in Zukunft tun sollen.
Klaus Lieb, geb. 1965, ist Universitätsprofessor und seit 2007 Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz. Nach Studien der Medizin und Philosophie in Ulm, Tübingen und Los Angeles promovierte er 1992 und absolvierte anschließend seine Facharztweiter-bildung in Psychiatrie an der Universität Freiburg. Dort habilitierte er 1999 über Effekte von Zytokinen im Zentralen Nervensystem und war dort von 2001 bis 2007 Leitender Oberarzt und Stellvertretender ärztlicher Direktor der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Erforschung biologischer Ursachen depressiver Störungen und der Borderline-Persönlichkeitsstörung sowie die medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung dieser Erkrankungen. Darüber hinaus arbeitet er über neuroethische Fragen des Hirndopings sowie über Interessenkonflikte in der Medizin. Im März ist bei Artemis & Winkler sein Buch zum Thema "Hirndoping" erschienen.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Karl-Heinrich Bette (Sportsoziologie, TU Darmstadt)
Der entfesselte Leistungssport: Doping als Konstellationsphänomen
Montag, 26. April 2010, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)