Prof. Dr. Klaus Lieb – Vortragsexposé – Wintersemester 2008/2009

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"BIOLOGISCH DETERMINIERT? MENSCHSEIN ZWISCHEN ZWANG UND AUTONOMIE"

Prof. Dr. Klaus Lieb (Mainz)

Sind psychische Erkrankungen biologisch determiniert?

Dienstag, 20. Januar 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Bestimmen unsere Gene, ob und wenn ja welche psychische Erkrankung ein Mensch entwickelt? Sind wir dem schicksalhaft ausgeliefert oder lässt sich ein genetisches oder biologisches Risiko z. B. durch "gesunde Lebensführung" korrigieren? Der Vortrag beleuchtet die genetischen und biologischen Ursachen psychischer Erkrankungen am Beispiel der Depression und stellt sie in den Kontext eines bio-psycho-sozialen Erklärungsmodells, in dem psychische und soziale mit biologisch-genetischen Vulnerabilitätsfaktoren interagieren. Eine einfache genetische Determination psychischer Erkrankungen gibt es daher, mit Ausnahme sehr seltener genetischer Formen der Alzheimer-Demenz, nicht. Biologische Krankheitsfaktoren sind Ansatzpunkte für medikamentöse Therapieansätze, deren Wirkung wiederum von der genetischen "Ausstattung" des Individuums abhängig ist, oder für gezielte elektrische Stimulation wie bei der Tiefen Hirnstimulation. Die Zukunft der biologisch-psychiatrischen Forschung gilt der Aufklärung weiterer Risikogene für psychische Erkrankungen, der Erforschung von Gen-Umwelt-Interaktionen, durch die es zur Krankheitsmanifestation kommen kann, sowie der Entwicklung neuer biologischer und psychotherapeutischer Therapieansätze.

Klaus Lieb, geb. 1965, ist Universitätsprofessor und seit 2007 Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz. Nach Studien der Medizin und Philosophie in Ulm, Tübingen und Los Angeles promovierte er 1992 und absolvierte anschließend seine Facharztweiterbildung in Psychiatrie an der Universität Freiburg. Dort habilitierte er 1999 über Effekte von Zytokinen im Zentralen Nervensystem und war dort von 2001 bis 2007 Leitender Oberarzt und Stellvertretender ärztlicher Direktor der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Erforschung biologischer Ursachen depressiver Störungen und der Borderline-Persönlichkeitsstörung sowie die medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung dieser Erkrankungen. Darüber hinaus arbeitet er über neuroethische Fragen des Hirndopings sowie über Pharmakoökonomie.

Abschließender Vortrag der Reihe:
Prof. Dr. Dr. Hans-Rainer Duncker
(Professor em. für Anatomie und Zellbiologie, Justus-Liebig-Universität Gießen)
Die nicht-darwinistischen Evolutionsmechanismen, welche die Entwicklung der Menschen zu Sprach- und Kulturwesen entscheidend bestimmt haben
Dienstag, 27. Januar 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)