Prof. Dr. Klaus Lieb – Vortragsexposé – Wintersemester 2013/2014

Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche

"Die erschöpfte Gesellschaft"

Univ.-Prof. Dr. Klaus Lieb

Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitäts­medizin Mainz, JGU Mainz

Burnout und Hirndoping.

Auf dem Weg in eine erschöpfte Gesellschaft?

Mittwoch, 23. Oktober 2013, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)



Burnout ("Ausgebranntsein") ist der heutige moderne Begriff für eine chronische Erschöpfungssituation, die in unserer verdichteten Leistungsgesellschaft immer häufiger aufzutreten scheint. Für viele liegt es hier nahe, durch "Hirndoping", d.h. durch Einnahme verschreibungspflichtiger Medikamente oder illega­ler Drogen, die geistige Leistungsfähigkeit zu steigern. Das kann in einen gefährlichen Teufelskreis führen. Der Vortrag setzt sich kritisch mit dem Thema auseinander und beantwortet Fragen zur Häufig­keit und Ursachen von Burnout und "Hirndoping" in der Bevölkerung, den Wirkungen und Risiken der eingesetzten Substanzen und, ob sich das Gehirn überhaupt grenzenlos optimieren lässt. An der The­matik "Hirndoping" könnte sich ein gesellschaftlicher Diskurs entfalten, wie weit eine Gesellschaft in der Optimierung ihrer Mitglieder gehen will und auf wessen Kosten sie das tut.



Klaus Lieb, geb. 1965, ist Universitätsprofessor und seit 2007 Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz. Nach Studien der Medizin und Philosophie in Ulm, Tübingen und Los Angeles promovierte er 1992 und absolvierte anschließend seine Facharztweiter-bildung in Psychiatrie an der Universität Freiburg. Dort habilitierte er 1999 über Effekte von Zytokinen im Zentralen Nervensystem und war dort von 2001 bis 2007 Leitender Oberarzt und Stellvertretender ärzt­licher Direktor der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Erforschung biologischer Ursachen depressiver Störungen und der Borderline-Persönlichkeits­störung sowie die medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung dieser Erkrankungen. Darüber hinaus arbeitet er über neurobiologische, epidemiologische und neuroethische Fragen des Hirndopings sowie über Interessenkonflikte in der Medizin.



Nächster Vortrag in dieser Reihe:

PD Dr. Patrick Kury (Neueste Geschichte, Universität Bern und Universität Luzern)

Von der Neurasthenie zum Burnout. Anmerkungen zur Historisierung von Erschöpfungskrankheiten

Mittwoch, 30. Oktober 2013, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)