Prof. Dr. Klaus Lieb – Vortragsexposé – Wintersemester 2016/2017

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE

″'Zu Risiken und Nebenwirkungen …' – Pharmazeutische Forschung, Markt und Verantwortung"


Prof. Dr. Klaus Lieb
Professor für Psychiatrie, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Medizinische Forschung und Therapie brauchen mehr Unabhängigkeit von den Interessen der Industrie

Dienstag, 8. November 2016, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Die therapeutischen Möglichkeiten in der Medizin haben sich in den letzten Jahrzehnten rasant verbessert – nicht zuletzt aufgrund des Engagements der pharmazeutischen Industrie, die sehr hohe Finanzmittel in die Entwicklung neuer Medikamente steckt. Da die Industrie jedoch primär das Ziel der Gewinnmaximierung verfolgt, entstehen bei Kooperationen zwischen Ärzten und Wissenschaftlern, die dem primären Ziel verpflichtet sind, das Beste für Ihre Patienten zu tun, Interessenkonflikte. Der Vortrag beleuchtet solche Interessenkonflikte und zeigt auf, wie sie das wissenschaftliche und therapeutische Arbeiten beeinflussen können und wie Handeln und Urteilen (häufig unbewusst) verzerrt werden. Um negative Folgen von Interessenkonflikten zu vermeiden, ist eine größere Distanz zu Einflussversuchen der Industrie auf das ärztliche und wissenschaftliche Handeln notwendig. Entsprechende Wege werden aufgezeigt.

Klaus Lieb, geb. 1965, ist Universitätsprofessor und seit 2007 Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz. Nach Studien der Medizin und Philosophie in Ulm, Tübingen und Los Angeles promovierte er 1992 und absolvierte anschließend seine Facharztweiterbildung an der Universität Freiburg. Dort habilitierte er 1999 und war von 2001 bis 2007 Leitender Oberarzt der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie. Seine Forschungsschwerpunkte sind neben affektiven Störungen und Resilienz ethische Fragen der Unabhängigkeit und von Interessenkonflikten in der Medizin. Seit 2014 ist er Sprecher des Fachausschusses Transparenz und Unabhängigkeit in der Medizin bei der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft und seit 2016 Leiter einer Forschungsgruppe zur Unabhängigkeit der Forschung, die von der Volkswagenstiftung finanziert wird.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Bertram Häussler
(Vorsitzender der Geschäftsführung des IGES Instituts GmbH, Berlin; Honorarprofessor für Ökonomik der pharmazeutischen Industrie, Technische Universität Berlin)
Ökonomische Rahmenbedingungen der pharmazeutischen Industrie
Dienstag, 22. November 2016, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)