Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann – Vortragsexposé – Wintersemester 2005/2006

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
»ENDZEIT UND ZEITENENDE«

Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann
Professor für Philosophie an der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität Wien

Die Frist. Günther Anders und seine Philosophie des letzten Zeitalters

Montag, 23. Januar 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Kaum ein Philosoph hat den Begriff der Apokalypse so radikal ausgelegt wie Günther Anders. Durch den technischen Fortschritt war die Apokalypse, das Ende der Welt, für ihn zu einer realhistorischen Kategorie geworden. Die Erfindung der Atombombe und das atomare Wettrüsten im Kalten Krieg und die damit verbundene unwiderrufliche Erkenntnis, dass der Mensch sich in den Stand gesetzt hatte, seine eigene Gattung zu vernichten und die Biosphäre des Planeten zu veröden, hatte Anders auch geschichtsphilosophisch zu deuten versucht. Seine These: Wir leben, gleich, wie lange die Menschheit noch existieren wird, im letzten Zeitalter der Menschheitsgeschichte, in jener Frist, die durch die Möglichkeit der Selbstvernichtung ein für alle Mal gesetzt ist. Wie weit das Ende der Zeiten auch hingeschoben werden mag, es wird immer eine Zeit des Endes sein.

Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Philosophie an der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität Wien, wissenschaftlicher Leiter des "Philosophicum Lech" und Herausgeber der gleichnamigen Buchreihe im Zsolnay Verlag sowie Autor zahlreicher Bücher, Aufsätze und Essays zu Fragen der Ästhetik, Kunst- und Kulturphilosophie, Gesellschafts- und Medientheorie, Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts. Wichtige Publikationen (Auswahl): Philosophie der modernen Kunst. Wien: WUV/UTB 1999; Die großen Philosophen und ihre Probleme. Wien: WUV/UTB 2001; Philosophie des verbotenen Wissens. Friedrich Nietzsche und die schwarzen Seiten des Denkens. Wien. Zsolnay 2000; Günther Anders. Philosophieren im Zeitalter der technologischen Revolutionen. München: Beck 2002; Kitsch oder warum der schlechte Geschmack der eigentlich gute ist. Wien: Brandstätter 2002; Reiz und Rührung. Über ästhetische Empfindungen. Wien: WUV 2003; Ästhetik der Verführung. Kierkegaards Konstruktion der Erotik aus dem Geiste der Kunst. Wien: Sonderzahl 2005.

Nächste Veranstaltung dieser Reihe:
Prof. Dr. Jürgen Blume/ Prof. Peter Kiefer (Hochschule für Musik)
Von der Lust am Untergang – Tönende Apokalypsen in Musik und Bild
(mit Klang- und Filmbeispielen)
Montag, 30. Januar 2006, 18.15 Uhr, Atrium (Alte Mensa)