Prof. Dr. Manfred Sommer – Vortragsexposé – Sommersemester 2014

Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche

"Warum wir wissen wollen: Neugier, Staunen, Zweifeln"



Prof. Dr. Manfred Sommer

Philosophisches Seminar, Universität Kiel

Sehen, was nicht da ist. Die Bedeutung von Leerstellen für das Wissen-Wollen

Mittwoch, 4. Juni 2014, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)



Der Vortrag hat drei Teile. Zuerst wird dargestellt, wie es überhaupt möglich ist, zu bemerken, dass etwas nicht da ist, und zu fragen, wo es sich befindet: Was fehlt, macht sich bemerkbar durch eine leere Stelle, an der es einst war oder eigentlich sein müsste. Wäre immer alles an seinem Platz, würden wir nie etwas vermissen und könnten nie danach suchen. Im zweiten Teil geht es – mit Platon – um eine feste Ordnung von Stellen und um die Mobilität von Stellenbesetzern: Aus beiden zusammen ergibt sich das Konzept der Substitution und die Möglichkeit der Suche nach Ersatz für das, was nicht mehr da ist. Schließlich wird als Beispiel für das, was Niklas Luhmann "Äquivalenzfunktionalismus" genannt hat, Hans Blumenbergs Theorie der "Umbesetzung" vakanter Systemstellen skizziert. An ihr lässt sich zeigen, wie unsere Neugierde getrieben wird von dem Bedürfnis, leer gewordene Stellen "im Haushalt menschlichen Wissens" nicht unbesetzt zu lassen.



Manfred Sommer,
geb. 1945, Professor für Philosophie in Münster und Kiel (bis 2010), zurzeit Gast­professor für Kommunikationsdesign an der Muthesius Kunsthochschule Kiel. – Wichtigste Bücher: Husserl und der frühe Positivismus (1987), Identität im Übergang: Kant (1988), Evidenz im Augenblick (1990), Sammeln (1996), Suchen und Finden (2002). Herausgeber der Schriften aus dem Nachlass von Hans Blumenberg.



Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Dr. Michael Kuba (Max Planck Institute for Brain Research, Frankfurt am Main)

Die verhaltensbiologischen Grundlagen von Neugier und Spielverhalten

Mittwoch, 11. Juni 2014, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)