Das Institut für Slavistik und das Studium generale laden ein zu folgendem Gastvortrag:
Prof. Dr. Marek Stanisz
Institut für Polnische Philologie, Universität Rzeszów, Polen
An den Quellen der Moderne.
Romantische Unendlichkeit und ihre literarischen Verwirklichungen
Donnerstag, 16. Juni 2011, 18:15 Uhr, P 10 (Philosophicum)
Das Konzept der Unendlichkeit war eine der originellsten sowie attraktivsten Ideen der europäischen Romantik. In der Erfahrung des Unendlichen gründen in der Romantik Anthropologie und das Verständnis von Kunst. Die Grundlagen des romantischen Unendlichkeit-Denkens umfassten u.a. das Konzept der Welt als eines unendlichen universum, das mit geheimen Banden materielle und geistige Phänomene verbindet; das Konzept des Menschen als eines geheimnisvollen Wesens, dessen unerkennbare Psyche von rationalen und irrationalen Elementen geprägt wird; das Konzept der Kunst als der besten Methode der Welterkenntnis, die eine offene Form anwendet und die Sprache des Mythos, des Symbols und der Metapher spricht. Aus der Begeisterung für diese Idee entwickelte sich die romantische Idee der Imagination, die die Vorstellung von der Kunst als Nachahmung der Natur und musterhafter Werke ablehnte. In der Erfahrung der Unendlichkeit waren die romantische Phantastik sowie die damalige Begeisterung für Mythos, Symbol und Metapher verwurzelt. Diese Phänomene lassen sich nicht nur in der Literatur und Kunst der Romantik beobachten, sondern auch in vielen Bereichen des Kunstlebens des 20. und 21. Jahrhunderts. In diesem Sinne kann die romantische Kategorie der Unendlichkeit als eine der wichtigsten Quellen der Moderne betrachtet werden.
Marek Stanisz, seit 2008 Professor für polnische Literaturgeschichte an der Universität Rzeszów (Polen) und wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Polnische Philologie UR. Studium an der Jagiellonen-Universität in Kraków (Polen), Promotion 1997, Habilitation 2008. Chefredakteur der Zeitschrift für Literaturwissenschaft "Zeszyty Naukowe UR. Seria Filologiczna. Historia Literatury".
Forschungsschwerpunkte: Literatur und Kultur der Romantik, polnische Romantik im Kontext der europäischen Romantik, romantisches Literaturbewusstsein, romantische Paratexte (Vorworte, Nachworte, Mottos, Fußnoten etc.); romantische Tradition in der polnischen Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts; Literatur im Kontext der anderen Künste und der Geschichte der Wissenschaft.
Veröffentlichungen: Przedmowy romantyków. Kreacje autorskie, idee programowe, gry z czytelnikiem, Kraków 2007; Wczesnoromantyczne spory o poezję, Kraków 1998; Adam Mickiewicz. Dwa wieki kultury polskiej. Hg. v. Kazimierz Maciąg, Marek Stanisz, Rzeszów 2007; Między biografią, literaturą i legendą. Hg. v. Kazimierz Maciąg, Marek Stanisz, Rzeszów 2010.