Prof. Dr. Martin Beckenkamp – Vortragsexposé – Sommersemester 2015

STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE

"DIE EVOLUTION DER KOOPERATION"

Prof. Dr. Martin Beckenkamp

(Professor für Wirtschaftspsychologie, Prorektor der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft HMKW, Köln)

Wohl und Wehe der Gemeingüter: Paradigma oder Tragödie?

Mittwoch, 3. Juni 2015, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Zwei scheinbar unversöhnliche Ansichten finden sich in der aktuellen wissenschaftlichen und politischen Diskussion. Während die einen Gemeingüter (Allmende oder Commons) als Chance zum Auffinden neuer Wege und Strategien für die Gestaltung unserer Zukunft sehen, weisen die anderen auf das extreme Risiko von Gemeingütern hin: das egoistische Denken von wenigen reiche aus, um unausweichlich in einer Tragödie zu enden. Erstere führen etwa als Beispiel für die Chancen Open-Source-Projekte wie LINUX oder Wikipedia an, letztere den klassischen Artikel von Hardin zur Tragöde der Gemeingüter, spieltheoretische Überlegungen und unüberschaubar viele Experimente, in denen empirisch aufgezeigt wurde, dass Menschen in Gemeingutsituationen zum Egoismus neigen und damit erheblich Wohlfahrt vernichten können. Die Standpunkte scheinen unüberbrückbar: während erstere neue Gemeingüter schaffen wollen, würden letztere sie am liebsten überall dort abschaffen bzw. umgestalten, wo dies möglich ist.

Der Vortrag zeigt auf, dass sich die Widersprüchlichkeit beider Positionen nur dann (ansatzweise) auflösen lässt, wenn man das menschliche Verhalten in Interaktion mit bestehenden institutionellen Strukturen betrachtet. Unter bestimmten Bedingungen können institutionelle Randbedingungen Kooperationen in Gemeingutsituationen sogar fördern und begünstigen. Nicht nur die Funktionalität von Institutionen ist entscheidend, sondern auch deren Verfügbarkeit und Transparenz für den einzelnen Adressaten, von mir auch als "institutionelle Ergonomie" bezeichnet.

Martin Beckenkamp ist Prorektor der HMKW und Professor im Studiengang Medien- und Wirtschaftspsychologie, Standort Köln. – Studium der Fächer Psychologie und Wirtschaftswissenschaften an der Universität des Saarlandes, Diplom 1987; Promotion 1995, Habilitation in Psychologie 2001. 1998–2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Hochschulassistent, Universität des Saarlandes; 2001–2011 Senior Research Fellow, Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, Bonn; 2003–2004 Vertretung der Professur für Allgemeine Psychologie und Instruktionspsychologie, Universität Erfurt; anschließend Lehraufträge und Professuren an verschiedenen Hochschulen, u. a. an der Universität zu Köln und an der BITS Iserlohn; seit 2012 Professor an der HMKW.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Dr. Olga Klimecki (Swiss Center for Affective Sciences, University of Geneva, Schweiz)

Konflikt oder Kooperation? Menschliches Sozialverhalten aus neuropsychologischer Sicht

Mittwoch, 10. Juni 2015, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)