STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"WAS IST GERECHTIGKEIT?"
Prof. Dr. Michael Beck (Mainz)
Enzymersatztherapie für wenige oder Brot für viele?
Dürfen Kosten-Nutzen-Rechnungen in der Medizin angewandt werden, führen sie zu mehr Gerechtigkeit?
Mittwoch, 26. November 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Zwei Faktoren haben dazu geführt, dass auch für sehr seltene Erkrankungen Medikamente entwickelt wurden und werden: Zum einen die Fortschritte der modernen technologischen Medizin, und zum anderen verbesserte gesetzliche Rahmenbedingungen, die den pharmazeutischen Firmen längeren Patentschutz und andere finanzielle Anreize zur Produktion dieser Präparate bieten. Da die Kosten zur Entwicklung innovativer Medikamente sehr hoch sind, die Zahl der Patienten jedoch sehr klein ist, ergibt sich daraus, dass die Behandlung eines einzelnen Patienten extrem teuer wird. Daraus wird dann oft voreilig gefolgert, dass diese Therapie auf Grund der hohen Kosten für die Solidargemeinschaft nicht mehr tragbar sei. Die finanziellen Ressourcen sollten vorzugsweise für eine größere Gruppe von Notleidenden verwandt werden. Die Frage stellt sich jedoch, warum Menschen keinen Anspruch auf Hilfe haben sollen, nur weil sie an einer sehr seltenen Krankheit leiden. Es gilt, das Spannungsfeld zu überwinden zwischen Hilfe für ein Individuum und Unterstützung für eine große Gruppe.
Michael Beck, Jahrgang 1947, Studium der Medizin an der J. W. Goethe-Universität Frankfurt am Main, 1975 Promotion, 1980 Facharzt für Pädiatrie und Klinische Genetik. 1987 Wissenschaftliche Arbeiten über Skelett-Dysplasien an der University of Houston/TX. 2000 Ernennung zum außerordentlichen Professor für Pädiatrie an der Universitäts-Kinderklinik Mainz. Seit 2002 Leiter der Arbeitsgemeinschaft für lysosomale Speicherkrankheiten (Villa Metabolica). Principal Investigator für zahlreiche klinische Phase III-Studien, die zur Entwicklung neuer Enzym-Präparate führten.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Gerhard Kruip (Christliche Anthropologie und Sozialethik, Universität Mainz)
Weltarmut und globale Gerechtigkeit
Mittwoch, 10. Dezember 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)