Prof. Dr. Michael Bringmann – Vortragsexposé – Wintersemester 2006/2007

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"DER SCHLAF – LEBENSPHÄNOMEN UND FORSCHUNGSFELD"

Prof. Dr. Michael Bringmann (Mainz)

Gesichter des Schlafes

Dienstag, 12. Dezember 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Der Schlaf ist das Rekreationszentrum unserer irdischen Existenz und – wie Essen und Trinken – für die Erhaltung, Erneuerung und Entfaltung unserer physischen wie geistig-psychischen Vitalität unabdingbar. Die idealtypische, vielleicht in der Frühzeit vorhandene Orientierung unseres „animalischen“ Lebensrhythmus am Wechsel von Tag und Nacht ist zumindest für uns moderne Menschen keineswegs mehr selbstverständlich. Diese „Emanzipation“ hat vielen Menschen Schlafprobleme gebracht, mit deren Ergründung und Behebung sich – zu unser aller Nutzen – verschiedene naturwissenschaftliche Disziplinen beschäftigen. Im Gegensatz dazu haben sich Literatur und bildende Künste seit Jahrhunderten, ausgehend von individueller Erfahrung und Beobachtung, mit der Nähe des Schlafes zu Geburt und Tod, sowie mit den beiden, jedem von uns bekannten Sphären diesseits und jenseits der Grenzlinie des Schlafes beschäftigt: mit der sichtbaren Willenlosigkeit und Leblosigkeit des schlafenden Menschen ebenso wie mit seiner irrealen Lebendigkeit in der eigenen Traumwelt. Erstaunlich oft ist das Motiv des Schlafes Gegenstand der antiken Mythologie und der christlichen Überlieferung gewesen; der in der Alltagswelt den wachen Blicken ausgesetzte, aber auch der in einer nur ihm zugänglichen imaginären Sphäre agierende Schlafende sind dagegen erst relativ spät Thema der Malerei geworden.
„Ich trat dann in den Schlaf ein, der wie eine zweite Wohnung ist, über die wir verfügen und in die wir, nachdem wir die erste verlassen, uns für die Nacht begeben“ (Marcel Proust: Über den Schlaf).

Prof. Dr. Michael Bringmann (*1940), Promotion 1968 in Heidelberg (Studien zur neuromanischen Architektur), Habilitation 1978 in Karlsruhe (Fr. Pecht, Maßstäbe der deutschen Kunstkritik im 19. Jhdt). Von 1978 bis 2005 als Professor für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte am Institut für Kunstgeschichte in Mainz lehrend, 1990-1994 Dekan des FBs 15.
Forschung vor allem über Kunstgeschichte und Kunstkritik des 19. Jhdts. Letzte Monographie: Von Rembrandt bis Menzel, Meisterwerke der Zeichenkunst (2000).
Themenverwandte Aufsätze: Tod und Verklärung, Zum Dilemma realistischer Historienmalerei am Beispiel von Pilotys „Seni vor der Leiche Wallensteins“, in: Historienmalerei in Europa (1990). Der Tod macht alle gleich – Zu Form und Funktion des Totentanzes und Aus der Geschichte der bildlichen Darstellung des Leichnams, Beiträge in: N. Stefenelli (Hg.): Körper ohne Leben, Begegnung und Umgang mit Toten (1998). Stefano Madernos Liegefigur der hl. Cäcilie in S. Cecilia in Trastevere, Rom, in: Caecilia – Tosca – Carmen (2006).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Göran Hajak (Prof. für Psychiatrie, Ärztlicher Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums, Psychiatrische Klinik der Universität am Bezirksklinikum Regensburg)
Schlaferkrankungen: In-, Hyper- und Parasomnien
Dienstag, 9. Januar 2007, 18.15 Uhr, N 3 (Muschel)