Prof. Dr. Michael Hagner – Vortragsexposé – Wintersemester 2010/2011

Themenschwerpunkt des Studium generale

"Das Neue in der Wissenschaft"





Prof. Dr. Michael Hagner (Zürich)



Kreative Schädel und einfühlsame Neuronen:

Über die Beziehung von Gehirn und Kunst

Montag, 7. Februar 2011, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)



Physiologische und neurologische Erklärungen für die Produktion und Rezeption von Kunst hatten im 19. Jahrhundert Konjunktur, doch nach dem 2. Weltkrieg waren sie weitgehend verstummt. Zwar gab es kunstpsychologische Deutungen im Gefolge der Gestalttheorie, doch im Wesentlichen dominierten historistische Erklärungen das Feld. In jüngster Zeit hat es ambitionierte Bestrebungen einer Neuroästhetik gegeben, die auf einige zentrale Begriffe aus dem 19. Jahrhundert zurückgreift und diese unter Verweis auf die Existenz von Spiegelneuronen im Gehirn zu verankern versucht. Im Vortrag geht es um eine historische Aufarbeitung und kritische Analyse der Bedingungen und Fundamente einer cerebralen oder neuronalen Erklärung der Kunst.



Michael Hagner: Studium der Medizin und Philosophie an der Freien Universität Berlin (1980–86). 1987 erfolgte die Promotion zum Dr. med., danach Postdoc am Neurophysiologischen Institut der FU und Visiting Scholar am Wellcome Institute for the History of Medicine in London; Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte der Medizinischen Universität Lübeck und am Institut für Geschichte der Medizin der Georg-August-Universität Göttingen, wo 1994 die Habilitation an der Medizinischen Fakultät erfolgte. Ab 1995 am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin, zunächst als Heisenberg-Stipendiat der DFG, dann als Senior Scientist. Seit 2003 Professor für Wissenschaftsforschung an der ETH Zürich. Gastprofessuren in Salzburg, Tel Aviv, Frankfurt a. M. und Köln; 2008 Fellow an der Maison des Sciences de L'Homme, Paris. 2008 Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seit 2009 Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen sowie der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Ausgewählte Veröffentlichungen: Geniale Gehirne. Zur Geschichte der Elitegehirnforschung. Göttingen: Wallstein Verlag 2004. – Der Geist bei der Arbeit. Historische Untersuchungen zur Hirnforschung. Göttingen: Wallstein Verlag 2006. – Die Transformation des Humanen. Beiträge zur Kulturgeschichte der Kybernetik. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag 2008 (hg. mit Erich Hörl). – Der Hauslehrer. Die Geschichte eines Kriminalfalls. Erziehung, Sexualität und Medien um 1900. Berlin: Suhrkamp Verlag 2010.



Abschließender Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Dr. Peter Seele (Zentrum für Religion, Wirtschaft, Politik, Universität Basel)

Philosophie des Neuen – philosophiegeschichtliche und erkenntnistheoretische Aspekte

Montag, 14. Februar 2011, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)