Prof. Dr. Michael Myrtek – Vortragsexposé – Wintersemester 2004/2005

FORSCHUNGSKOLLOQUIUM
DES PSYCHOLOGISCHEN INSTITUTS

Das Psychologische Institut und das Studium generale laden zu folgendem Gastvortrag ein:

Prof. Dr. Michael Myrtek
(Professor für Psychophysiologie am Psychologischen Institut
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)

Interozeption der Herz-Kreislauf-Funktion

Mittwoch, 10. November 2004, 16.15 Uhr, Raum 03-428
Psychologisches Institut, Staudingerweg 9

Unter Interozeption versteht man die Wahrnehmung von Vorgängen aus dem Inne¬ren des Kör¬pers, z.B. Herzklopfen, Schmerzen in der Brust, Hunger und Durst. Mitunter werden solche Wahr¬nehmungen als Krankheitszeichen gedeutet und füh¬ren den Betroffenen zum Arzt. In der Medizin geht man davon aus, dass es eine sub¬stantielle Korrelation zwischen den physiologischen Befun¬den und den körper¬lichen Beschwerden gibt. Dies gilt meist für akute, nicht aber für chronische Krank¬heiten.
Anhand mehrerer Studien unter Alltagsbedingungen wird gezeigt, dass die Intero¬zeption bei Ge¬sun¬den und Patienten generell gering ist und meist im Rahmen von kognitiven Schemata erfolgt. Bei diesen Studien war es erforderlich, körperliche Re¬aktionen (psychisch bedingte Erhöhungen der Herzfrequenz) zu erfassen und solche Ereignisse zeitgleich den Probanden zurückzumelden mit der Aufforderung, das subjektive Befinden und Verhalten zu beschreiben. Hierzu diente das Frei¬bur¬ger Monitoring System (FMS), mit dem die ambulanten, psychophysiologischen Mes¬sun¬gen vorgenommen wurden. Die Untersuchungen fanden an Arbeitern, Angestellten, Studenten, Schülern, Lokomotivführern, Patienten mit Herzkrank¬heiten, somatoformen Störungen und rheu¬matischen Erkrankungen während der Arbeit und in der Freizeit statt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Belastungen und Beanspruchungen im täglichen Leben (Stress) in der Regel falsch ein¬geschätzt wer¬den. Die Konsequenzen für das Gesundheitssystem werden dargestellt.