Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche
"Zukunft Denken. Mythen, Mentalitäten, Prognosen"
Prof. Dr. Oliver Krüger
Professor für Religionswissenschaft, Universität Freiburg, Schweiz
Eine Zukunft ohne den Menschen.
Die Visionen des Posthumanismus
Donnerstag (!), 30. Juni 2016, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)
Aus der Sicht des sogenannten Posthumanismus ist der Mensch ein Auslaufmodell – überholt von seinen eigenen technischen Schöpfungen. Posthumane, künstliche Intelligenzen und Roboter sollen die neuen Triebkräfte der Evolutionsgeschichte werden, während die obsolete Menschheit spätestens bis zum Ende des 21. Jahrhunderts aussterben wird. Der Verzicht auf sich selbst jedoch soll laut den Visionen des Posthumanismus mit der Unsterblichkeit des Menschen in der Virtualität belohnt werden. Der Vortrag stellt die vielschichtigen philosophischen und religiösen Hintergründe dieser weitreichendsten Fortschrittsideologie des Posthumanismus dar. Den Schnittpunkt der verschiedenen Analysestränge bildet die von Günther Anders entwickelte Idee der "prometheischen Scham" des Menschen vor seiner medialen Reproduktion – die vermeintliche Minderwertigkeit des "biologischen Menschen" gegenüber seinem unsterblichen, virtuellen Abbild.
Oliver Krüger studierte an der Universität Bonn Soziologie, Klassische Archäologie und Vergleichende Religionswissenschaft und wurde 2003 ebendort mit einer Arbeit über den Posthumanismus promoviert. Danach forschte und lehrte er an den Universitäten Heidelberg und Princeton bevor er 2007 den Ruf auf den Lehrstuhl für Religionswissenschaft an der Universität Freiburg (Schweiz) erhielt, den er bis heute innehat. Forschungsschwerpunkte sind Religion und Medien sowie die Religionssoziologie. Veröffentlichungen: Virtualität und Unsterblichkeit. Die Visionen des Posthumanismus (Freiburg 2004, die 2. Auflage erscheint im Herbst 2016); Die mediale Religion (Bielefeld 2012).
Abschließender Vortrag dieser Reihe:
Prof. Dr. Elke Seefried
(Professorin für Neueste Geschichte, Philologisch-Historische Fakultät, Universität Augsburg · Zweite Stellvertretende Direktorin des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin, München)
Ist die Zukunft voraussagbar?
Zur Geschichte der Zukunftsforschung nach 1945
Mittwoch, 13. Juli 2016, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)