Prof. Dr. Oswald Schwemmer – Vortragsexposé – Wintersemester 2007/2008

STUDIUM GENERALE: 100. MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE

"TRADITION IST GEGENWART – ZUR KULTURELLEN WENDE IN DEN WISSENSCHAFTEN"

Prof. Dr. Oswald Schwemmer (Berlin)

Die kulturelle Form des Wissens

Mittwoch, 21. November 2007, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Das Lebens des Geistes und damit auch die Formen des Wissens spielen sich im kulturellen Raum ab. Und dies beginnt bereits bei unseren elementaren Welt- und Selbstverhältnissen: Alles, was wir sehen, sehen wir durch die Bilder hindurch, die wir gesehen haben. Alles, was wir hören und überhaupt wahrnehmen, hören wir durch die Laute, Töne und Geräusche hindurch, die wir gehört haben, und nehmen wir durch die Wahrnehmungswelten hindurch wahr, in denen wir wahrzunehmen gelernt haben. Und schließlich auch dies: In allem, was wir sagen, verhalten wir uns zu dem, was bereits gesagt worden ist. Dieses Wechselverhältnis zwischen unserer individuellen Welt- und Selbsterfassung auf der einen und den kulturellen Beständen der Welt- und Selbstbilder auf der anderen Seite prägt unsere geistige Existenz – und dies auch dort, wo es uns um das Eigenste unseres individuellen Selbstseins geht. Der Vortrag ist ein Versuch, diesem Tiefenverhältnis von kultureller Prägung und individueller Artikulation analysierend und interpretierend nachzugehen.

Oswald Schwemmer, geb. 1941 in Hilden, seit 1993 Professor für Philosophische Anthropologie und Kulturphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Studium in Bonn, Pullach (an der Philosophischen Hochschule Berchmanskolleg), München und Erlangen. Lizentiat der Philosophie 1966 in Pullach, 1970 Promotion zum Dr. phil. in Erlangen bei Paul Lorenzen, 1975 Habilitation. 1976 Professor in Erlangen, ab 1979 als Direktor des Interdisziplinären Instituts für Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte. 1981 Ruf auf den Lehrstuhl für Philosophie der Universität Osnabrück, Abt. Vechta (abgelehnt), von 1982 bis 1987 Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie an der Philipps-Universität Marburg. Von 1987 bis 1993 Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Gastprofessuren in Hamburg, Frankfurt, Göttingen, Erlangen, Aachen und Augsburg, an der Emory University in Atlanta, Georgia, USA, an den Universitäten Innsbruck und Graz und an der Università degli Studi del Piemonte Orientale "Amedeo Avogadro" in Vercelli. 1985/86 Senior Research Fellow am Center for Philosophy of Science der University of Pittsburgh. 2006 Fellow am Collegium Budapest, Institute for Advanced Study. Einschlägige Buchveröffentlichungen: Ernst Cassirer. Ein Philosoph der europäischen Moderne 1997, Die kulturelle Existenz des Menschen 1997, Kulturphilosophie. Eine medientheoretische Grundlegung 2005.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Hartmut Esser
(Professor für Soziologie und Wissenschaftslehre, Universität Mannheim)
Kulturelle Differenzen und die Integration von Migranten
Mittwoch, 5. Dezember 2007, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)