Prof. Dr. Otto Pöggeler – Vortragsexposé – Wintersemester 2005/2006

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
»ENDZEIT UND ZEITENENDE«

Prof. Dr. Otto Pöggeler
Professor em. für Philosophie und Direktor des Hegel-Archivs, Universität Bochum

»Alles heraus aus dem verschlossenen Gotte«. Von Hegels »Ende der Geschichte« zu Fukuyama

Montag, 9. Januar 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Georg Wilhelm Friedrich Hegel hat am Ende seiner Jenaer Jahre von einem Ende der Geschichte gesprochen. Als er für seine Heidelberger und Berliner Lehrtätigkeit eine Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften veröffentlichte, nahm er die christliche "geoffenbarte" Religion als "offenbare Religion", nämlich als Zusammenfassung aller hervorgetretenen religiösen Vorstellungen. Dabei konnte er sich notieren: "Alles heraus aus dem verschlossenen Gotte". Er sprach von einem "Ende der Kunst", das weitere Vervollkommnungen im Speziellen zuließ. Hegel suchte die Religion zu verbinden mit der Vollendung der wissenschaftlichen Arbeit in der Philosophie. So kam er zu einem absoluten Wissen, das sich selbst begründet. Alexandre Kojève, aus Rußland emigriert, hat in wirkungsmächtigen Pariser Vorlesungen die Hegelsche Lehre in die allgemeine Diskussion überführt. Ihm folgt Francis Fukuyama, der 1989 mit dem Zusammenbruch des Sowjet-Imperiums so etwas wie ein amerikanisches Zeitalter kommen sah. Zu dessen Weltzivi¬lisation gehört die Herrschaft über die Natur durch Arbeit und die demokratische Organisation der Welt in der Anerkennung aller durch alle. Doch musste Fukuyama selbst Zweifel an dieser Auffassung bekommen. Der Angriff auf das Welthandelszentrum im New York am 11. September 2001 zeigte dann, dass die Geschichte zu neuen Entzweiungen und Kämpfen geführt hat.

Prof. Dr. Otto Pöggeler: Promotion 1955, Habilitation 1965, seit 1968 Direktor des Hegel-Archivs der Universität Bochum, emeritiert 1994, ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften in Düsseldorf.

Ausgewählte Publikationen des Referenten:
– Hegels Kritik der Romantik (1956/1999).
– Die Frage nach der Kunst. Von Hegel zu Heidegger. (1984).
– Hegels Idee einer Phönomenlogie des Geistes (1973, 2. durchgesehene und erweiterte Aufl. 1993).
– Schicksal und Geschichte. Antigone im Spiegel der Deutungen und Gestaltungen seit Hegel und Hölderlin (2004)
– Ein Ende der Geschichte? Von Hegel zu Fukuyama. Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften, Vorträge G 332, 1995.

Nächster Vortrag dieser Reihe:
Prof. Dr. Jürgen Wilke (Mainz)
Das Erdbeben von Lissabon als Medienereignis
Montag, 16. Januar 2006, 18.15 Uhr, N 3 (Muschel)