THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"SCHMERZ UND SCHMERZFORSCHUNG"
Prof. Dr. Paul Pauli (Würzburg)
Wie beeinflussen Emotionen die Schmerzwahrnehmung? Biopsychologische Befunde
Dienstag, 24. November 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Schmerzen werden normalerweise durch schädigende Reize ausgelöst. Allerdings ist klar, dass die Stärke des empfundenen Schmerzes nicht direkt von der Stärke des schädigenden Reizes abhängt. Im Extremfall können Schmerzen empfunden werden, obwohl keine objektivierbare körperliche Schädigung vorliegt. Ob und wie stark Schmerzen empfunden werden, kann auch durch eine Reihe von psychischen Faktoren beeinflusst werden. Wichtige Einflussfaktoren sind Aufmerksamkeit und auch die emotionale Befindlichkeit der Person.
Wir haben uns in einer Reihe von experimentellen Untersuchungen vor allem mit der Frage beschäftigt, ob und wie die emotionale Gestimmtheit einer Person die Wahrnehmung von Schmerzen verstärken oder abschwächen kann. Unsere Befunde zeigen klar, dass positive Emotionen die Schmerzwahrnehmung reduzieren und negative Emotionen die Schmerzwahrnehmung verstärken. Dieser Effekt scheint unabhängig von Aufmerksamkeitsauslenkungen relativ automatisch und unbewusst abzulaufen. Ob und wie dadurch die Wirkung von Placebos erklärt werden kann, sollen zukünftige Forschungen klären. Interessant ist auch, ob solche emotionale Wirkungen die Schmerzen von chronischen Schmerzpatienten bedingen und/oder zur Behandlung von Schmerzen benutzt werden können.
Paul Pauli ist Diplompsychologe und seit 2001 Inhaber des Lehrstuhls für Psychologie I (Biologische Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie) an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er studierte Psychologie an der Universität Tübingen und promovierte dort 1991 und habilitierte sich 1997 im Fach Medizinische Psychologie. Schwerpunkte seiner Forschung sind Angst, Flugangst, Psychotherapie, Sucht und Schmerz.
Publikationen: Hautzinger, M. & Pauli, P. (Hrsg.) (2009). Psychotherapeutische Methoden. Enzyklopädie der Psychologie: Psychologische Interventionsmethoden – Band 2. Göttingen: Hogrefe.
Pauli, P. (2007). Herausgeber der deutschen Übersetzung von Pinel, J. P. J., Biopsychologie (6 ed.). München: Pearson Education.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Peter J. Bräunlein (Religionswissenschaft, Universität Bremen)
Religionsgeschichte des Schmerzes
Dienstag, 1. Dezember 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)