Themenschwerpunkt des Studium generale
"Konflikt und Ethik"
Prof. Dr. Peter Imbusch (Universität Wuppertal)
Gesellschaftliche Desintegrationsprozesse und soziale Konflikte
Montag, 4. Juni 2012, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)
Ausgehend von der Problematik der Integration moderner Gesellschaften werden in einem ersten Schritt die Hintergründe derzeitiger Desintegrationsprozesse erörtert und sodann danach gefragt, welche Konfliktpotenziale sich daraus ergeben, warum Krisenzeiten besondere Desintegrationsdynamiken mit sich bringen und wann Desintegrationsprozesse in manifeste soziale Konflikte umschlagen. Um die Konfliktivität sozialer Desintegrationsprozesse zu erklären, wird ein Modell vorgestellt, welches strukturelle Ursachen mit Handlungsbedingungen, konditionierenden Variablen, Auslösefaktoren und katalysatorischen Prozessen verknüpft. Auf diese Weise kann der komplexe Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher Desintegration und sozialen Konflikten verdeutlicht werden. Dabei wird sich zeigen, dass die Konfliktivität von Desintegrationsprozessen letztlich vom Stellenwert der sozialen Ungerechtigkeit, von Missachtungserfahrungen und Anerkennungsdefiziten abhängt. Insofern ist die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit und der Legitimität herrschender Ungleichheiten der Schlüssel zum Verständnis für Desintegration und Konflikt.
Peter Imbusch: Studium der Soziologie, Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Sozial- und Wirtschaftsgeschichte mit anschließender Promotion (1990) zum Thema "Sozialstrukturanalyse Lateinamerikas"; sodann wiss. Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Universität Mainz und wiss. Assistent am Zentrum für Konfliktforschung der Universität Marburg (Habilitation 2000 über "Moderne und Gewalt. Zivilisationstheoretische Perspektiven auf das 20. Jahrhundert"); von 2001 bis 2005 Koordinator des Forschungsverbundes "Desintegrationsprozesse" am IKG der Universität Bielefeld; 2003 bis 2007 Stiftungsprofessur für sozialwissenschaftliche Konfliktforschung an der Universität Marburg; 2008 Fellow im Rahmen des Studienprogramms "Control of Violence" am ZiF in Bielefeld; 2008–2009 Forschungsaufenthalte und Dozenturen an den Universitäten Basel, Fribourg und HU Berlin; seit 2010 Professor für Soziologie, insbesondere Soziologie der Politik, an der Bergischen Universität Wuppertal. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Politische Soziologie, Konflikt- und Gewaltforschung, Sozialstrukturanalyse und soziale Ungleichheit, Regionalexpertise: Lateinamerika.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Klaus Lieb
(Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin, JGU Mainz)
Interessenkonflikte mit der Industrie in der medizinischen Forschung und Krankenversorgung
Montag, 2. Juli, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)