Prof. Dr. Peter Janich – Vortragsexposé – Wintersemester 2007/2008

Themenschwerpunkt des Studium generale
"Wahrnehmung und Wirklichkeit"

Prof. Dr. Peter Janich (Marburg)

Wahrnehmung und Wirklichkeit. Eine philosophische Analyse

Dienstag, 11. Dez. 2007, 18.15 Uhr, Hörsaal S 1 (Sportinstitut)

Die Erforschung menschlicher Wahrnehmung durch die Naturwissenschaften ist reich an unerkannten philosophischen Voraussetzungen, die sich auch in Alltagsverständnissen wiederfinden. Seit der griechischen Antike herrscht das visuelle Paradigma vor, das Wahrnehmen als Abbilden der Außenwelt in eine Innenwelt (Seele, Bewusstsein, Hirn) unter mehr oder weniger konstruktiven Einflüssen modelliert. Erkenntnistheoretischer Realismus, Empirismus und Naturalismus leiten weitgehend die Forschung. Dagegen spricht, dass Wahrnehmen in enger Verbindung mit Handeln und Sprechen von jedem Individuum erlernt werden muss und insofern kulturabhängig bleibt. Intentionalität und Sinnesqualitäten bilden dabei die Hauptprobleme einer experimentell gestützten Kausalerklärung menschlicher Wahrnehmungsleistungen, die ihrerseits methodisch vor einer Erklärung tierischer oder maschineller Wahrnehmung rangiert. Sprachkritische und methodologische Erwägungen führen auf eine Einordnung von Möglichkeiten und Grenzen der Naturwissenschaften vom Menschen.

Peter Janich, (geb. 1942 München), Studium (Physik, Philosophie, Psychologie) in Erlangen und Hamburg, Promotion in Philosophie (1969 Erlangen), visiting lecturer Austin, Texas (1969–70), Assistent bei P. Lorenzen (1970–71), 1971 Wissenschaftlicher Rat, 1973 Professor (C3) Universität Konstanz, C4 Professor für theoretische Philosophie Universität Marburg (1980–2007), Gastprofessuren in Tromsö, Venedig, Wien, Pittsburgh, Macerata.

Bücher (Auswahl): Kultur und Methode. Philosophie in einer wissenschaftlich geprägten Welt (2006); Was ist Information? Kritik einer Legende (2006); Logisch-pragmatische Propädeutik (2001); Was ist Wahrheit? (3. Aufl. 2006, chines. 2001); Was ist Erkenntnis? (2000); Grenzen der Naturwissenschaft (1992, ital. 1996, japan. 2004); Wissenschaftstheorie der Biologie (mit M. Weingarten, 1999); Das Maß der Dinge. Protophysik von Raum, Zeit und Materie (1997); Konstruktivismus und Naturerkenntnis (1996).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Karl R. Gegenfurtner
(Professor für Allgemeine Psychologie, Justus-Liebig-Universität Gießen)
Wahrnehmung: Das Fenster zur Welt
Dienstag, 8. Januar 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal S 1 (Sportinstitut)