Prof. Dr. Reinhard Merkel · Vortragsexposé · Sommersemester 2010

Themenschwerpunkt des Studium generale

"Doping und Enhancement. Grundfragen der Ethik"



Prof. Dr. Reinhard Merkel (Hamburg)

"Neuroenhancement" – Optimierung des menschlichen Geistes?

Rechtsethische Grundlagen und Grenzen



Montag, 10. Mai 2010, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)



Die gegenwärtige öffentliche Diskussion in Deutschland über ethische und rechtliche Probleme des Neuroenhancement (NE) leidet unter erheblichen Mängeln der Differenzierung. Auseinander halten muss man zunächst Fragen der Ziele und solche der Mittel des NE. Da die Ziele als solche gänzlich unverdächtig, ja lobenswert sind, sollte sich die Diskussion auf Probleme der moralischen wie rechtlichen Legitimation von dafür einsetzbaren Mitteln konzentrieren. Dabei ist wieder zu unterscheiden, ob eine Rechtfertigung im Rahmen des sozialen Systems der Medizin gesucht oder ob nach den Grenzen der individuellen Selbstverfügung des Menschen gefragt wird. Die erstere Frage ist leicht zu beantworten, die letztere wirft dagegen schwierige und gänzlich ungewohnte Probleme auf. Der Vortrag will zeigen und begründen, warum die verbreitete Reaktion einer Totalverwerfung jedes technischen oder pharmazeutischen NE genauso falsch ist wie die unkritische Begeisterung über die künftigen Möglichkeiten eines technologisch verwirklichten "Posthumanismus".



Reinhard Merkel, geb. 1950, ist Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Hamburg. Er studierte Rechtswissenschaft, Philosophie und Literaturwissenschaft an den Universitäten USC (Los Angeles), Heidelberg und München. 1991 erhielt er den Jean-Améry-Preis für Essayistik. Zwischen 2003 und 2005 war er Mitglied der Enquete-Kommission "Ethik und Recht der modernen Medizin" des Deutschen Bundestags, seit April 2008 ist er Mitglied der transatlantischen Forschergruppe "The Hinxton Group: An International Consortium on Stem Cells, Ethics & Law" (UK und USA), 2009 und 2010 war er Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind neben der Dogmatik des Strafrechts vor allem die rechtsphilosophische Grundlagenforschung, Rechtsethik, Theorien der Gerechtigkeit, normative Probleme der Philosophie des Geistes, Recht und Ethik in der Medizin und in den Neurowissenschaften sowie die Politische Philosophie und das Völkerstrafrecht.



Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Dr. Lara Huber (Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Universitätsmedizin Mainz)

Optimierung oder Normalisierung? Enhancement zwischen Selbsterfüllung und Pflicht

Montag, 17. Mai 2010, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)