Themenschwerpunkt
"Menschenrechte"
Prof. Dr. Reza Hajatpour
Inhaber des Lehrstuhls für Islamisch-Religiöse Studien mit Systematischem Schwerpunkt Theologie/Philosophie/Mystik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Islam und Menschenrechte. Die zeitgenössischen Konzepte zu Freiheitsethos und Menschenrechten
Montag, 3. Juli 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Angesichts der zunehmenden Radikalisierung der Gesellschaft und der Zuspitzung der politischen und religiösen Ereignisse in Iran seit der Präsidentschaft von Ahmadinedjad und der autoritativen Position der Geistlichkeit begibt sich die Debatte über die Menschenrechte in einen intensiven Austausch über weltanschauliche und theoretische Möglichkeiten und Grenzen des philosophisch-theologischen Diskurses.
Ein zentrales Anliegen dieser Debatte ist es, ob es eine Übereinstimmung der Prinzipien des schiitischen Islam mit den Prinzipien eines modernen Verfassungsstaates geben kann. Es geht dabei auch um die Grenzen und Möglichkeiten der Vermittelbarkeit zwischen dem islamischen Religionsgesetz, der Universalität der Menschenrechte und dem modernen Verfassungsstaat. Die Auseinandersetzung mit den philosophischen und theologischen Entwürfen zum Wesen der Menschenrechte im Islam wäre daher wichtig, um die Möglichkeiten, Grenzen, Chancen und Bedingungen der geistigen und theoretischen Begründbarkeit der islamischen Werteordnung zu überprüfen und zu verifizieren, ob im Islam humanistische Werte zu finden sind, die mit den freiheitlichen und liberalen Werten der Moderne konform gehen.
Reza Hajatpour ist Philosoph, Theologe und Literat, geboren im Iran. Seit Oktober 2012 Lehrstuhlinhaber für Islamisch-Religiöse Studien mit systematischem Schwerpunkt Theologie/Philosophie/Mystik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Gegenwärtig ist er Sprecher des Department Islamisch-Religiöse Studien (DIRS) und Prodekan der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie der FAU.
Seit der Publikation seiner Autobiographie "Der brennende Geschmack der Freiheit" im Jahr 2005 im Suhrkamp Verlag bekam er die Möglichkeit, sich in diversen Medien über die Lage in der islamischen Welt zu äußern, publizierte diverse Artikel in internationalen Magazinen, Zeitschriften und Sammelwerken und hielt zahlreiche Vorträge an Akademien, Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen im In- und Ausland. 2009 wurde Reza Hajatpour für seinen Artikel "Der kurze Frühling der Freiheit", erschienen am 25.6.2009 in der Neuen Zürcher Zeitung, für den Medienpreis der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) ("Menschenrechte im Iran") nominiert.
Zuletzt bei Alber erschienen: "Vom Gottesentwurf zum Selbstentwurf. Die Idee der Perfektibilität in der islamischen Existenzphilosophie" (2013).
Weitere Literaturhinweise:
- Rotraud Wielandt: Menschenwürde und Freiheit in der Reflexion zeitgenössischer muslimischer Denker, in: Johannes Schwartländer (Hrsg. 1993): Freiheit der Religion. Mainz. S. 179–209.
- Rotraud Wielandt: Quelle islamischer Anthropologie, in: Andreas Bsteh (Hrsg. 1994): Christentum in der Begegnung. Der Islam als Anfrage an christliche Theologie und Philosophie. Mödling. S. 97–105
- Heiner Bielefeld, Philosophie der Menschenrechte. Grundlagen eines weltweiten Freiheitsethos, Darmstadt, 1998
- Shahin Aawani: Menschenwürde als ethisches Prinzip der Kodifikation von Menschenrechten, Bonn 2003
- Lorenz Müller: Islam und Menschenrechte. Sunnitische Muslime zwischen Idealismus, Säkularismus und Modernismus, Hamburg 1996
- Gudrun Krämer: Gottes Staat als Republik. Reflexionen zeitgenössischer Muslime zu Islam, Menschenrechten und Demokratie. Baden-Baden 1999
- Adel el Baradie: Gottes-Recht und Menschen-Recht: Grundlagen der islamischen Strafrechtslehre. Baden-Baden 1983
- Reza Hajatpour: Iranische Geistlichkeit zwischen Utopie und Realismus. Zum Diskurs über Herrschafts- und Staatsdenken im 20. Jahrhundert. Wiesbaden 2002
- Reza Hajatpour: Mehdi Hairi Yazdi interkulturell gelesen, Nordhausen 2005
- Richard Heinzmann, Mualla Selçuk, Felix Körner: Menschenwürde. Grundlagen in Christentum und Islam. Stuttgart: Kohlhammer 2007 (= Interkulturelle und interreligiöse Symposion der Eugen-Biser-Stiftung, Band 1)
Abschließender Vortrag dieser Reihe:
Prof. Dr. Sabine Carey
(Inhaberin des Lehrstuhls für Politische Wissenschaft IV, Universität Mannheim)
Die Organisation staatlicher Gewalt: Wie sich Regierungen der Verantwortung entziehen
Montag, 10. Juli 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)