Die Deutsch–Polnische Gesellschaft Mainz–Wiesbaden e.V., das Mainzer Polonicum und das Studium generale laden zu folgendem Vortrag ein:
Prof. Dr. Rolf Fieguth
(Universität Fribourg/Schweiz)
Witold Gombrowicz – Existentialclown und Katastrophensensor
Freitag, 5. November 2004, 18.15 Uhr, ehemaliger Fakultätssaal 01-185 (Philosophicum)
Das Individuum braucht eine „Form“, um zu existieren, rebelliert aber gegen jede „Form“, um Individuum zu bleiben, und geht anschließend der nächsten Form in die Falle – das ist der mehrfach ironische Kern all der grotesken und oft befreiend komischen Geschichten und szenischen Handlungsabläufe, die Witold Gombrowicz (1904 – 1969) in seinen Erzählungen (Bacacay), Romanen (Ferdydurke) und Theaterstücken (Yvonne, Burgunderprinzessin) geschaffen hat. Jeder trügerischen Objektivität abhold, schreibt Gombrowicz als Artist der Subjektivität, als Tenor der ersten Person Singular – und er ist dabei als Membran und Sensor der Katastrophen des 20. Jahrhunderts zu entdecken.
Prof. Dr. Rolf Fieguth, geb.1941, lehrt seit 1983 Slavistik an der Universität Fribourg/ Schweiz. Seine Spezialgebiete sind polnische Aufklärung, Romantik und Moderne, russische Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, Komparatistik (insbesondere der europäische Gedichtzyklus) und Literaturtheorie. U. a. hat er (zusammen mit Fritz Arnold) die 13-bändige Münchener Gombrowicz-Ausgabe (Hanser Verlag) herausgegeben. Er ist auch als Übersetzer von Prosa (Gombrowicz: Trans–Atlantik, Die Heirat) und von Poesie (Josif Brodskij, Cyprian Norwid, Tomas Venclova) hervorgetreten.