Themenschwerpunkt
"Upgrading Humanity? Die Zukunft des Menschen"
Prof. Dr. Sascha Dickel
Juniorprofessor für Mediensoziologie, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Posthuman werden. Eine gegenwärtige Zukunft
Montag, 2. Juli 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Posthumane Zukunftsvisionen sind in den vergangenen Jahren populär geworden. Diese Visionen beschreiben ein Übermorgen, in dem der Mensch durch technische Mittel soweit verändert werden kann, dass er Fähigkeiten und Eigenschaften erlangt, die der Gattung Mensch gegenwärtig verschlossen sind. Das Mittel dafür: Technologien des ″Human Enhancement″, die menschliche Funktionen überbieten und schließlich Mensch und Maschine miteinander verschmelzen lassen. In den posthumanen Imaginationen der Zukunft werden Menschen durch Chips und Prothesen zu Cyborgs, vernetzen ihre Körper mit dem Internet und digitalisieren ihr Bewusstsein. Die Maschinisierung des Menschen scheint in diesen spekulativen Narrativen geradezu unausweichlich. Die Zukunft wird damit zur utopischen wie auch dystopischen Projektionsfläche technischer Entgrenzung.
Dieser Vortrag bietet eine reflexive Perspektive an, indem der konflikthafte Diskurs um posthumane Visionen selbst zum Thema wird. Die Fragestellung ist dabei die folgende: Wie wird die Unterscheidung von Mensch und Maschine im Zukunftsdiskurs um posthumane Transformationen gehandhabt? Und was sagt uns dies über unsere eigene gesellschaftliche Gegenwart?
Es wird die These vertreten, dass die posthumane Zukunft als Ausdruck einer Gegenwart gedeutet werden kann, in der der menschliche Körper bereits umfassend in eine technologisch vernetzte Umwelt eingebettet ist. Die Hoffnungen und Befürchtungen, die sich mit der Verwandlung des Menschen in eine Maschine verbinden, sind Symptom einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Mensch und Maschine der Gesellschaft längst zum Problem geworden sind.
Prof. Dr. Sascha Dickel hat Politikwissenschaft und Soziologie in Marburg und Frankfurt am Main studiert. Er promovierte in Soziologie an der Universität Bielefeld mit einer Arbeit zu Human Enhancement. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter war er unter anderem am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung Berlin und an der TU München tätig. Seit 2017 ist er Juniorprofessor für Mediensoziologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seine Arbeitsgebiete sind digitale Kommunikation, gesellschaftliche Zukunftsdiskurse und Partizipation in Wissenschaft und Technik.
Ausgewählte Veröffentlichungen:
2017: The Renaissance of Techno-Utopianism as a Challenge for Responsible Innovation, in: Journal of Responsible Innovation 19 (2), S.1-6 (mit Jan-Felix Schrape).
2016: Der Neue Mensch – ein (technik)utopisches Upgrade. Der transhumane Traum vom Human Enhancement, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 37/38, S.16-21.
2011: Enhancement-Utopien. Baden-Baden. Nomos.