Prof. Dr. Stefan Gosepath – Vortragsexpose – Sommersemester 2012

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"KONFLIKT UND ETHIK"

Prof. Dr. Stefan Gosepath
(Internationale Politische Theorie und Philosophie, Universität Frankfurt)

Soziale Natur der Normativität und Moral

Montag, 25. Juni 2012, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Die von Gosepath vertretene Konzeption von Normativität versteht Vernunft als die Fähigkeit zur Erkenntnis des Verpflichtetseins, Gründe zu geben. Der eigentümliche Verpflichtungscharakter normativer Vernunftansprüche wird in dem Ansatz auf die Sozialisation in eine der menschlichen Existenzweise eigentümlichen, zweiten, nämlich sozialen Natur zurückgeführt. Durch die Übernahme und Internalisierung sozialer Bewertungen in einer Praxis nehmen wir ein Bewertungsschema an, das für uns normative Autorität erhält. Gründe können so mit Wünschen gekoppelt sein, die die notwendige kausale Motivation zum Handeln erzeugen. Als reflexives Vermögen ist die Vernunft jedoch auch zur kritisch-reflexiven Überprüfung ihrer eigenen sozialen Wurzeln in der gelebten Praxis und damit der erlernten Gründe fähig.

Stefan Gosepath ist Professor für Internationale Politische Theorie und Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main im Rahmen des Exzellenzclusters "Die Herausbildung normativer Ordnungen" und zugleich Direktor der Kolleg-Forschergruppe "Justitia Amplificata: Erweiterte Gerechtigkeit – konkret und global". Davor war er nach Studium und Mitarbeiterzeit unter anderem Visiting Fellow an der Harvard University und Columbia University, Privatdozent für Philosophie an der Freien Universität Berlin, Professor für Praktische Philosophie an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Professor für Politische Theorie an der Universität Bremen.
Gosepath ist der Autor der Monographien Aufgeklärtes Eigeninteresse. Eine Theorie theoretischer und praktischer Rationalität (Suhrkamp 1992) und Gleiche Gerechtigkeit. Grundlagen eines liberalen Egalitarismus (Suhrkamp 2004). Zudem ist er der Herausgeber von Philosophie der Menschenrechte (zus. mit G. Lohmann, Suhrkamp 1998), Motive, Gründe, Zwecke. Theorien praktischer Rationalität (Fischer 1999), Weltrepublik. Demokratie und Globalisierung (zus. mit J.-Ch. Merle, Beck 2002), Handbuch der Politischen Philosophie und Sozialphilosophie (HPPS) (zus. mit W. Hinsch, B. Rössler; de Gruyter 2008), Philosophie der Moral (zus. mit R. Celikates; Suhrkamp 2009) und Einführung in die politische Philosophie (zus. mit R. Celikates; Reclam, im Erscheinen). Er hat überdies zahlreiche Aufsätze zur praktischen Vernunft und Normativität, zu Gerechtigkeit und Gleichheit, zu Menschenrechten und globaler Gerechtigkeit sowie Moral publiziert. Zudem ist er (zusammen mit G. Bertram und R. Celikates) für die Buchrezensionen in der Deutschen Zeitschrift für Philosophie zuständig.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Klaus Lieb
(Professor für Psychiatrie, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin, Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Interessenkonflikte mit der Industrie in der medizinischen Forschung und Krankenversorgung
Montag, 2. Juli 2012, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)