Mainzer Universitätsgespräche
DAS NEUE UNBEHAGEN? SORGEN, ÄNGSTE, NÖTE IN DER GEGENWART
Prof. Dr. Stefan Stürmer
Leiter des Lehrstuhls für Sozialpsychologie, FernUniversität Hagen
Die Sozialpsychologie des Wutbürgers: Psychologische Prozesse und politische Funktionen
Mittwoch, 31. Januar 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Das Nachrichtenmagazin ″Der Spiegel″ führte im Jahr 2010 in einem einflussreichen Essay den Begriff ″Wutbürger″ in die mediale Debatte über gesellschaftliche Zustände ein. Der Begriff liefert eine intuitiv verständliche Metapher für ein alltagspsychologisches Erklärungsmodell von Protestverhalten: Frustration und Wut treiben Menschen auf die Straße, um gegen Verkehrs- und Städtebauprojekte zu protestieren. Frustration und Wut sind es, die zu Protesten gegen Zuwanderung und die Aufnahme von Geflüchteten führen. In dem Vortrag werden alltagspsychologische Annahmen und sozialpsychologische Erkenntnisse zur Rolle von Wut für Protestverhalten abgeglichen. Die sozialen und politischen Funktionen, die die Konzeption des Wutbürgers in der politischen Auseinandersetzung erfüllt, werden anhand kritischer Ereignisse (″Stuttgart 21″, ″Kölner Silvesternacht″) analysiert und diskutiert.
Stefan Stürmer, Jhg. 1970, leitet seit 2007 den Lehrstuhl für Sozialpsychologie an der FernUniversität in Hagen. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen zivilgesellschaftliches Engagement, Intergruppenprozesse sowie Diversität und Bildung. Er ist Sprecher der Fachgruppe Sozialpsychologie in der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.