Das Institut für Kunstgeschichte und das Studium generale laden im Rahmen des Colloquium Christliche Archäologie zu folgendem Vortrag ein:
Prof. Dr. Thomas Dittelbach (Bern)
Der Königsthron der Normannen – Neue Forschungen zur Cappella Palatina in Palermo
Mittwoch, den 24. Januar 2007, 19.15 Uhr
Hörsaal des Instituts für Kunstgeschichte (Binger Str. 26)
Das neue Selbstverständnis der normannischen Könige in Sizilien erforderte die Gründung eines festen Herrschersitzes. Um 1105 wurde die Residenz in die ehemalige Hauptstadt des kalbitischen Emirs nach Palermo verlegt.
Die Überlagerung westlicher und östlicher Einflüsse im 12. Jahrhundert ist in keinem Monument so präsent und gleichzeitig so brisant wie in der königlichen Palastkapelle in Palermo. Während das höfische Zeremoniell und die Kanzleisprache der Normannen zunächst griechisch und arabisch geprägt waren, folgte die Idee der Inthronisation des Herrschers lateinisch-römischen Traditionen. Nicht nur die besonderen Festkrönungsordines der Normannen, sondern auch ein Teil ihrer Krönungsinsignien sind erhalten geblieben. Dagegen fehlte von ihrem Thron bisher jede Spur.
Auf der Suche nach dem Königsthron der Normannen folgen wir einer Fährte, die von Palermo nach Rom und wieder zurück in die Cappella Palatina führt. Mit Hilfe neuer bauarchäologischer Erkenntnisse und einer kritischen Revision der Quellenschriften wird die Deutung des Throns als imperiales Herrschaftszeichen begreifbar, ein ikonographischer Topos, der im sakralen Bild in der Mosaikkunst Siziliens besondere Beachtung erfahren hat.
Thomas Dittelbach: 1996 Promotion in München, 2002 Habilitation in Basel, 2005/06 Mercator-Professor am Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg. 2007 Lehrstuhlvertretung am Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern. Forschungsschwerpunkte Kunst und Architektur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Normannenforschung in Süditalien und Sizilien, die Kunst des Islam im Westen, Koloritgeschichte, Optik, Theorie der Wahrnehmung. Buchpublikationen: Das monochrome Wandgemälde. Untersuchungen zum Kolorit des frühen 15. Jahrhunderts in Italien (1993); Rex Imago Christi – Der Dom von Monreale. Bildsprachen und Zeremoniell in Mosaikkunst und Architektur (2003); La Chiesa Inferiore della Cappella Palatina a Palermo. Contesti – Progetti – Rilievi/The Lower Church of Palermo’s Palatine Chapel. Context – Concepts – Plans / Die Unterkirche der Cappella Palatina in Palermo. Zusammenhänge – Ideen – Pläne (2005).
Literatur zum Thema: Otto Demus, The Mosaics of Norman Sicily. London 1949; Beat Brenk, La parete occidentale della Cappella Palatina a Palermo. In: Arte Medievale 4.2 (1990) 135-150; William Tronzo, The Cultures of His Kingdom. Roger II and the Cappella Palatina in Palermo. Princeton 1997.