Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche
"Tod und Sterben"
Prof. Dr. Thomas Hieke
Katholisch-Theologische Fakultät, Abteilung Altes Testament, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
»Denn Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück« (Gen 3,19)
Tod und Sterben im Alten Testament
Mittwoch, 6. Januar 2016, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Mit Tod und Sterben beschäftigt man sich nicht so gerne. Dennoch sollte man gelegentlich darüber nachdenken, schließlich wird man früher oder später damit konfrontiert. Die Bibel liefert dazu eine gute Möglichkeit zur Vorbereitung: Zunächst sind die Texte in ferner historischer Distanz entstanden, und man kann darüber neutral und aus literarischem und kulturgeschichtlichem Interesse reflektieren. Begibt man sich in diese ferne Welt hinein, so wird man merken, wie diese uralten Erfahrungen dem eigenen Leben dann doch sehr nahekommen.
Der Vortrag geht aus vom Stoff, aus dem die Menschen sind, und zeigt dann auf, wie der Tod als absolute Grenze, als Schrecken und der Mensch als vergängliches Wesen erfahren und literarisch gestaltet werden. Sodann werden das Begräbnis und die Vorstellungen über die Unterwelt (Scheol) ins Auge gefasst. Andererseits kennt das Alte Testament auch das »normale«, nicht als Problem empfundene Sterben: »alt und lebenssatt«. Die Sterblichkeit unterscheidet den Menschen noch von Gott, ansonsten ist der Mensch, wie Gott selbst in Gen 3,22 sagt, »geworden wie wir, er erkennt Gut und Böse«. Der Mensch ist das Wesen auf Erden, das um seine Sterblichkeit weiß und über den Tod nachdenkt. Von daher stellt sich auch die Frage nach einer möglichen Überwindung von Tod und Sterblichkeit – dazu gibt es im Alten Testament nur ganz wenige Spuren in jüngeren Texten, denen der Vortrag abschließend nachgeht.
Thomas Hieke (*1968) ist Professor für Altes Testament an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seine Arbeitsschwerpunkte sind das Buch Levitikus mit seinen Themen von Kult und Ethos (s. den Kommentar in der Reihe Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament, 2014), ferner die Bücher der Chronik (Kommentarprojekt) sowie Reflexionen zur exegetischen Methodik (»Biblische Auslegung«) und Fragen der biblischen Theologie (Ethik, Epiphanie, Eschatologie, Tod und Sterben). Dazu erschien 2005 der Sammelband: Tod – Ende oder Anfang? Was die Bibel sagt (Kath. Bibelwerk Stuttgart).
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Wolfram Höfling (Staats- und Verwaltungsrecht, Finanzrecht sowie Gesundheitsrecht, Direktor des Instituts für Staatsrecht, Universität zu Köln)
Selbstbestimmung und Integritätsschutz am Lebensende – Zur Diskussion über Patientenverfügungen, Suizidassistenz und Tötung auf Verlangen
Mittwoch, 13. Januar 2016, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)