Themenschwerpunkt
"Upgrading Humanity? Die Zukunft des Menschen"
Prof. Dr. Thomas Junker
Apl. Professor für Geschichte der Biowissenschaften am Lehrstuhl für Ethik in den Biowissenschaften, Eberhard Karls Universität Tübingen
Der Traum vom neuen Menschen: Biologische Utopien
Montag, 4. Juni 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Utopien der Menschenzüchtung gab es schon in der Antike. Mit Darwins Evolutionstheorie und mit der Entstehung der Genetik schienen sie in greifbare Nähe gerückt: Wenn die Natur des Menschen nicht unveränderlich, sondern in ständigem Wandel befindlich ist, dann könnte man versuchen, sie zu verbessern. Die zukünftigen Generationen hätten, so sagte man, ein Recht darauf, als Genie geboren zu werden. Und tatsächlich: Wäre es nicht zu begrüßen, wenn wir von Natur aus intelligenter, leistungsfähiger, schöner, gesünder und sozialer wären? Warum also sollte man den zukünftigen Generationen nicht eine bessere Ausgangsposition verschaffen, in dem man ihre Erbanlagen entsprechend verändert? Mehr als das: Man könnte versuchen, das menschliche Leistungsspektrum in Bereiche auszudehnen, in denen unsere biologische Natur bislang an unüberwindliche Grenzen stößt. Wie verführerisch und bedrohlich zugleich diese Utopien sind, zeigt auch die aktuelle Popkultur: Comic-Superhelden wie die ′X-Men′, die als ′Mutanten′ übermenschliche Fähigkeiten besitzen sollen, erfreuen sich großer Beliebtheit. Aber ist es technisch überhaupt möglich, neue, bessere Menschen zu schaffen, und sollte man dies tun?
Thomas Junker: Studium der Pharmazie an der Universität Freiburg und Promotion in Geschichte der Naturwissenschaften an der Universität Marburg. 1992–95 Associate Editor im Charles Darwin Correspondence Project (Cambridge, England) und Post-doc bei Ernst Mayr am Department of the History of Science der Harvard University (Cambridge, Mass.). 1996–2002 Forschung und Lehre zur Geschichte und Theorie der Biologie am Lehrstuhl für Ethik in der Biologie, Universität Tübingen; 2003 Habilitation für Geschichte der Naturwissenschaften; 2006 Heyne-Haus-Gastprofessor am Institut für Wissenschaftsgeschichte der Universität Göttingen; seit 2006 apl. Professor an der Fakultät für Biologie der Universität Tübingen.
Aktuelle Publikationen: Die Evolution der Phantasie: Wie der Mensch zum Künstler wurde (Stuttgart: S. Hirzel, 2013). Die verborgene Natur der Liebe: Sex und Leidenschaft und wie wir die Richtigen finden (München: C. H. Beck, 2016).
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Nicolas Pethes
(Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Universität zu Köln)
Spiele mit Möglichkeiten. Menschenversuche in der Literatur
Montag, 11. Juni 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)