Prof. Dr. Thomas Kesselring – Vortragsexposé – Wintersemester 2008/2009

STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"WAS IST GERECHTIGKEIT?"

Prof. Dr. Thomas Kesselring (Bern)

Gerechtigkeit im Zeitalter der Globalisierung

Mittwoch, 14. Januar 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Wofür steht das modische Wort „Globalisierung“ eigentlich genau? Und wie passt Gerechtigkeit mit der Globalisierung oder Globalisierung mit Gerechtigkeit zusammen? Wie der Begriff „Globalisierung“, hat auch der Begriff „Gerechtigkeit“ eine Vielzahl von Bedeutungen. – Immerhin, wenn man Ungerechtigkeit als „ungerechtfertigte Ungleichheit“ (von einem relevanten Ausmaß) definiert, kann man gezielt nach den verschiedenen Ursachen solcher Ungleichheit – oder besser: nach den verschiedenen Typen solcher Ursachen fragen und, je nach den Antworten, Erwägungen darüber anstellen, welche Akteure zu mobilisieren sind, wenn man krasse ungerechtfertigte Ungleichheiten wirklich verringern will.

Prof. Dr. Thomas Kesselring (*1948) ist ein bekennender Absteiger. In der Überzeugung, dass man die Wirkungen der „Globalisierung“ nur verstehen kann, wenn man sie auch aus der Perspektive der Südhemisphäre betrachtet, steht der Referent seit über zwei Jahrzehnten auch mit Universitäten „weit unten“ auf der Weltkarte – vor allem in Brasilien – in engem Kontakt. Da Gerechtigkeit auf globaler Ebene etwas mit der Befindlichkeit der Menschen in denjenigen Ländern zu tun hat, die in den Weltbankstatistiken „ganz unten“ figurieren, lehrt der Referent seit 2006 auch in Moçambique (und neuerdings in El Salvador). Wohnhaft im Alpenland Schweiz, in dem es tiefe Höhlen gibt, übt der Referent – als Höhlenforscher – regelmäßig den Blick unter die Oberfläche, um den Dingen sozusagen auf den Grund zu gehen. Die Fähigkeit, aus dunklen Labyrinthen wieder herauszufinden, kommt ihm auch im Umgang mit allzu komplexen Theorien zu Gute. Nicht abzusteigen, sondern lediglich in die Hocke zu gehen braucht er, wenn er sich mit Vertreter/innen der heranwachsenden Generation auf gleiche Augenhöhe begeben will, um sie zum eigenständigen Denken anzuregen.

Th. Kesselring ist Privatdozent für Philosophie an der Universität Bern und Professor für Ethik, Multikulturalität, Kinderphilosophie und Ökologie an der Pädagogischen Hochschule Bern. An den Universitäten von Porto Alegre und Caxias do Sul (Brasilien) und Maputo (Moçambique) lehrt er regelmäßig als Gastdozent. – Wichtigste Publikationen: Entwicklung und Widerspruch (Suhrkamp 1981); Die Produktivität der Antinomie (Suhrkamp 1984); Jean Piaget (C.H.Beck 1988, 21999); Ethik der Entwicklungspolitik – Gerechtigkeit im Zeitalter der Globalisierung (C.H.Beck 2003); Handbuch Ethik für Pädagogen (WBG 2009 – erscheint im Juni).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Andreas Roth
(Prof. für Deutsche Rechtsgeschichte und Bürgerliches Recht, Universität Mainz)
»Was einmal Recht war, kann heute doch nicht Unrecht sein!«
Zur Aufhebung von NS-Urteilen durch die bundesdeutsche Justiz
Mittwoch, 21. Januar 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)