THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"MODELL UND WIRKLICHKEIT IN DER WISSENSCHAFT"
Prof. Dr. Thomas Roeder
(Zoologisches Institut, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
Einfache Tiermodelle in der biomedizinischen Forschung
Dienstag, 27. November 2012, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)
Um Erkrankungen des Menschen besser zu verstehen und dieses Verständnis in neue Therapiekonzepte zu übersetzen, werden seit geraumer Zeit Tiermodelle genutzt. Dabei nimmt die Maus eine herausragende Rolle ein, da sie das einzige genetisch manipulierbare Säugetiermodell liefert. In der jüngeren Vergangenheit konnten auch sehr viel einfachere Modellsysteme erfolgreich eingesetzt werden, unter denen der Fadenwurm Caenorhabditis elegans und die Fruchtfliege Drosophila melanogaster besonders hervorzuheben sind. Obwohl der Mensch wenig offensichtliche Gemeinsamkeiten mit Fliegen bzw. Würmern teilt, scheinen insbesondere diejenigen Systeme in der Evolution sehr konserviert zu sein, die an der Ausprägung unterschiedlichster Erkrankungen beteiligt sind. Besonders hervorzuheben sind hierbei neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Morbus Parkinson. Überraschenderweise lassen sich auch einige sogenannte komplexe Erkrankungen, zu deren Ausprägung sowohl eine genetische Prädisposition aber auch unterschiedlichste Umweltfaktoren erforderlich sind, in diesen sehr einfachen Modellen nachstellen. Exemplarisch werden einige dieser sehr einfachen Krankheitsmodelle vorgestellt, die auf der Verwendung maßgeschneiderter Fliegen oder Würmer basieren. Das Ziel des Vortrags liegt darin, die unerwartet großen Möglichkeiten dieser Modelle aufzuzeigen und ein Verständnis dafür zu wecken, dass viele Erkrankungen des Menschen auf Fehlfunktionen evolutionär sehr alter Systeme beruhen.
Thomas Roeder, geb. 1962. – Promotion in Zoologie (Hamburg 1991), Habilitation (Universität Hamburg, 1999), Professur für Zoophysiologie, Fakultät für Biologie, Universität Münster (2004–2005), Professur für Zoophysiologie, Mathematisch Naturwissenschaftliche Fakultät, Christian-Albrechts Universität zu Kiel (seit 2005), Gastprofessur im Forschungszentrum Borstel (seit 2007). – Zu den Forschungsschwerpunkten Prof. Roeders zählt die Entwicklung einfacher, auf der Fruchtfliege Drosophila melanogaster basierender Modelle für Zivilisationserkrankungen wie Diabetes oder Asthma. Diese Arbeiten werden u. a. im Rahmen des Exzellenzclusters Inflammation@Interfaces und des SFBs Allergische Immunantwort der Lunge gefördert.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Erwin Sedlmayr (Zentrum für Astronomie und Astrophysik, TU Berlin)
Physikalische Modellbildung, Weltmodelle und Weltformel
Dienstag, 4. Dezember 2012, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)