Begleitender Gastvortrag der Abteilung Altes Testament, Katholisch-Theologische Fakultät, zum Themenschwerpunkt des Studium generale "Schuld und Strafe"
Prof. Dr. Ulrich Berges
Alttestamentliche Wissenschaft, Universität Bonn
"Gott hat ihn treffen lassen die Schuld von uns allen" (Jes 53,6b) – Schuld, Stellvertretung und Versöhnung im Jesajabuch
Mittwoch, 24. Juni 2015, 18:15 Uhr, Hs 13, Forum 7, J.-J.-Becher-Weg 4
Dieser Vers aus der jüdischen Bibel, dem Alten Testament, ist einer der prägenden Aussagen, die in der christlichen Tradition auf Jesus von Nazareth gedeutet werden. Aber wer stand historisch hinter dem Gottesknecht von Jesaja 53, einem Text vom Ende des 6. Jh.s v. Chr.? Und muss Schuld nicht immer persönlich verantwortet werden, wie sie auch nach Kant keine übertragbare Größe ist, sondern die "allerpersönlichste"? Zugleich ist nicht zu bestreiten, dass es neben der individuellen Schuld auch kollektive Schuldzusammenhänge gibt, die Gesellschaften nach innen und außen belasten. Der Text von Jes 53 in kollektiver Perspektive gedeutet, liefert wichtige Hinweise für die Bereitschaft, Schuldverstrickungen wahrzunehmen und Versöhnungsstrategien zu eröffnen.
Ulrich Berges (geb. 1958 in Münster/Westf.), studierte Theologie und Bibelwissenschaften in Salzburg, Rom und Jerusalem. Nach Lehrstühlen in Lima/Peru (1989–94), Nimwegen/Niederlande (1998–2005), Münster (2005–2009) ist er seit Herbst 2009 Professor für alttestamentliche Exegese an der kath.-theol. Fakultät der Universität Bonn. Er war Vorstandsmitglied im Exzellenzcluster "Politik und Religion" an der Universität Münster und ist seit 2012 Ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Düsseldorf. Er ist Mitherausgeber der Bonner Biblischen Beiträge, des Herder Biblischen Kommentars zum Alten Testament und der Reihe Altes Testament und Moderne. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Buch Jesaja, zu den Klageliedern und zum Psalter.