THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"WAHRNEHMUNG UND WIRKLICHKEIT"
Prof. Dr. Ulrich Kühnen (Bremen)
Kultur und Kognition:
Wie und warum Asiaten anders denken als westliche Kulturangehörige
Dienstag, 15. Januar 2008, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Unser Denken ist in kulturelle Traditionen eingebettet. Neuere Untersuchungen zeigen, dass die westliche Denkart als analytisch im Unterschied zur eher holistischen Denkart von Asiaten bezeichnet werden kann. Westler richten ihre Aufmerksamkeit am wahrscheinlichsten auf Objekte unabhängig von deren Kontext; sie führen beobachtete Verhaltensweisen auf Merkmale der handelnden Person und nicht auf die Situation zurück; und sie wenden beim schlussfolgernden Denken die Prinzipien der formalen Logik an. Demgegenüber verarbeiten Asiaten Informationen in einer stärker holistischen Weise: Die Aufmerksamkeit wird wahrscheinlicher auf Objekte und deren umgebendes Feld gerichtet; situationale Faktoren werden bei der Erklärung beobachteter Verhaltensweisen wahrscheinlicher berücksichtigt; und deduktives Schließen erfolgt stärker "dialektisch", in dem Sinne, dass Widersprüche als unverzichtbare Bestandteile der Wahrheit angesehen werden.
Ulrich Kühnen, geb. 1968; seit 2002 Professor of Psychology an der Jacobs University Bremen. Promotion 1998 an der TU Berlin, Habilitation 2002 an der Universität Mannheim. Kühnen erforscht die Auswirkungen kultureller Bedeutungssysteme für grundlegende und höhere kognitive Prozesse. Er ist Mitglied des Executive Committees der International Association for Cross-Cul¬tural Psychology (IACCP) und Mitausrichter des nächsten IACCP-Kongresses in Bremen, Juli 2008.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Dr. Dr. Hanns Hatt (Zellphysiologie, Ruhr-Universität Bochum)
Riechen beim Menschen: Molekulare Mechanismen der Duftwahrnehmung
Dienstag, 22. Januar 2008, 18.15 Uhr, N 3 (Muschel)