THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
WAS IST LEBEN?
Prof. Dr. Ulrich Kutschera
(Universität Kassel / Stanford, USA)
Tatsache Evolution
Was Darwin nicht wissen konnte
Dienstag, 9. November 2010, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Im Vortrag wird Professor Ulrich Kutschera auf der Grundlage seiner gleichnamigen Publikation in das Thema "Was ist Leben?" einführen und es aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Weitere Informationen s.u.
Ulrich Kutschera, geb. 1955 in Freiburg i. Br., ist ein deutscher Pflanzenphysiologe und Evolutionsbiologe. Er ist Professor am Institut für Biologie an der Universität Kassel (Berufung 1992) und arbeitet seit 2007 zusätzlich als Visiting Professor in den USA (Carnegie Institution for Science, Stanford University). – Nach dem Studium der Biologie und Chemie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg von 1975 bis 1981 und der Diplomarbeit 1980/81 im Fach Zoologie bzw. Evolutionsbiologie bei Günther Osche wurde Kutschera 1985 zum Dr. rer. nat. promoviert (Fachgebiet Pflanzenphysiologie). 1986 erhielt er den Goedecke-Forschungspreis für die beste Dissertation der Fakultät für Biologie. Von 1985 bis 1988 war er zu einem Forschungsaufenthalt als Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung in den USA, an der Stanford University in Kalifornien (Carnegie Institution; Department of Biological Sciences) und an der Michigan State University (MSU-DOE Plant Research Laboratory). Während der beiden ersten Jahre arbeitete er als US-Postdoctoral Fellow und danach als Research Associate (mit Lehrauftrag). Ab 1988 war er wissenschaftl. Mitarbeiter am Botanischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. 1990 erfolgte seine Habilitation. 1992 wurde er auf die C4-Professur für Pflanzenphysiologie an die Universität Kassel berufen. Seit 1993 hat er den Lehrstuhl für Pflanzenphysiologie inne. 2001 wurde ihm zusätzlich das Lehrgebiet Evolutionsbiologie übertragen. Im Februar 2007 erfolgte nach Gastvorträgen in den USA (u.a. Invited Speaker, AAAS Annual Meeting in San Francisco) die Ernennung zum Visiting Professor (Carnegie Institution for Science, Stanford University).
Ulrich Kutschera: Tatsache Evolution. Was Darwin nicht wissen konnte
Mit 103 s/w-Abbildungen, 340 Seiten, € 14,90, Klappenbroschur, dtv premium 24707, Originalausgabe Januar 2009, 3. Auflage März 2010.
Eine neue Theorie zu den Antriebskräften der Evolution
Neben der Bibel hatte im christlichen Kulturkreis bisher kaum ein Buch eine derartige Wirkung wie Charles Darwins ›Origin of Species‹ (1859, 6. Aufl. 1872). Das vor 150 Jahren erstmals veröffentlichte schwer verständliche Werk wird zwar häufig zitiert, aber im Gegensatz zur ›Heiligen Schrift‹ selten im Detail studiert. In diesem Buch zum Darwin-Jahr 2009 wird von einem international ausgewiesenen Evolutionsbiologen und Physiologen, der in Deutschland und in den USA forscht, dargelegt, was Darwin wirklich sagte, wo er sich geirrt hat und welche seiner fünf Theorien zum Artenwandel durch nachfolgende Forschungen bestätigt werden konnten. In einem biographischen Teil wird das Leben und wissenschaftliche Gesamtwerk von Darwin beschrieben, der als »Mozart der Biologie« gewürdigt wird. Der Autor begründet, welche Rolle der Zufall in der etwa 3500 Millionen Jahre andauernden Evolution gespielt hat und warum die Biologen das Andersartigwerden der Organismen heute als Tatsache akzeptieren.
Nach Darlegung der auch auf der Ebene der Gene nachgewiesenen natürlichen Selektion wird die Weiterentwicklung von Darwins Deszendenztheorie über den Neo-Darwinismus bis zur modernen Evolutionsbiologie geschildert, die ein System verschiedener Theorien aus den Bio- und Geowissenschaften ist. Der Leser erfährt unter anderem, warum altruistisches Verhalten nicht im Widerspruch zu Darwins Selektionsprinzip steht, dass die Erde unvorstellbare 4527 Millionen Jahre alt ist und warum es in der Natur kein intelligentes Design gibt. Im letzten Kapitel entwirft der Autor eine neue integrative Theorie vom Verlauf und den Antriebskräften der Evolution aller fünf Organismen-Reiche der Erde. Dieses »Synade-Modell« der Makroevolution basiert auf der Symbiogenese, die für den Ursprung der ersten Mehrzeller verantwortlich war, der natürlichen Selektion und der Dynamischen Erde, das heißt geologischen Prozessen wie der Kontinental-Drift und dem Vulkanismus.
Diese neue Sicht führt weit über Darwins klassische Theorien hinaus, ohne jedoch den Grundprinzipien, die der geniale Urvater der Evolutionsforschung vor 150 Jahren publiziert hat, zu widersprechen.
(Quelle: http://www.evolutionsbiologen.de/pdf/Tatsache_Evolution.pdf)
Nächster Vortrag in der Reihe "Was ist Leben?":
Prof. Dr. Joachim Reitner (Paläontologie und Geobiologie, Georg-August-Universität Göttingen)
"Biosphere meets Geosphere" – Geobiologie präkambrischer Lebensformen
Dienstag, 16. November 2010, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)