Studium generale: Mainzer Universitätsgespräche
Wie wirkt Macht?
Mechanismen, Rituale, Ambivalenzen
Prof. Dr. Urs Marti (Zürich)
Zum Begriff der Macht aus Sicht der politischen Philosophie
Mittwoch, 26. Jan. 2011, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Mittels politischer Institutionen üben Menschen Macht über Menschen aus. Die moderne, liberale Philosophie fragt, wie die Ausübung von Staatsmacht als Einschränkung der Freiheit sich rechtfertigen lässt. Dagegen beruhen vormoderne Auffassungen auf der Annahme, politische Ordnung setze die moralische Disziplinierung der Menschen voraus und Macht sei als Mittel zu diesem Zweck gerechtfertigt. Der Liberalismus sieht sich heute mit einer Kritik anderer Art konfrontiert: Einerseits wird geltend gemacht, eine nicht bloß negativ, sondern auch positiv verstandene Freiheit setze Macht im Sinne der Handlungsfähigkeit gerade voraus. Andererseits wird kritisiert, die Fixierung des liberalen Blicks auf die Staatsmacht blende andere Machtformen privater, sozialer, ökonomischer oder technischer Art, welche die Freiheit ebenfalls gefährden, aus.
Urs Marti ist Titularprofessor für Politische Philosophie an der Universität Zürich. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Demokratietheorie, Globalisierung von Recht und Politik, Ideengeschichte (Platon, Rousseau, Tocqueville, Marx, Nietzsche, Arendt, Foucault).
Jüngere Publikationen:
Konturen der neuen Welt(un)ordnung. Beiträge zu einer Theorie der normativen Prinzipien internationaler Politik. Herausgegeben von Georg Kohler und Urs Marti. Berlin, New York, de Gruyter. 2003. – Tocquevilles Wirkungsgeschichte in Europa, in: Karlfriedrich Herb, Oliver Hidalgo (Hg.), Alter Staat – Neue Politik. Tocquevilles Entdeckung der modernen Demokratie. Baden-Baden, Nomos, 2004: 135–153. – Demokratie. Das uneingelöste Versprechen. Rotpunktverlag, Zürich, 2006. – Friedrich Nietzsche. Zur Genealogie der Moral, in: Manfred Brocker (Hg.), Geschichte des politischen Denkens. Frankfurt a. M. 2007: 466–480. – Michel Foucault, Überwachen und Strafen, in: Manfred Brocker (Hg.), Geschichte des politischen Denkens. Frankfurt a. M. 2007: 682–696. – Arbeitsmigration, Weltbürgerrecht und globale Gerechtigkeit, in: Simone Zurbuchen (Hg.), Bürgerschaft und Migration. Einwanderung und Einbürgerung aus ethisch-politischer Perspektive. Berlin 2007: 197–221. – Marx und die politische Philosophie der Gegenwart, in: Prokla. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, 159, 2010, 177–193.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
PD Dr. Renate Ruhne (Institut für Soziologie, TU Darmstadt / Universität Kassel)
Raum Macht Geschlecht – Zur Soziologie eines Wirkungsgefüges am Beispiel der Prostitution
Mittwoch, 2. Februar 2011, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)