Prof. Dr. Ute Verstegen – Vortragsexposé – Wintersemester 2016/2017

Veranstaltung des Instituts für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft IKM,
Abteilung Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte

Prof. Dr. Ute Verstegen (Erlangen)

Flucht und Neubeginn – eine archäologische Spurensuche zu Flüchtlingsbewegungen in der Spätantike

Mittwoch, 1. Februar 2017, 18:15 Uhr, Hs 02-521, Georg-Forster-Gebäude, J.-Welder-Weg 12

Nicht nur heute bewegen Flüchtlingsströme unsere Gesellschaft – auch die Spätantike war eine Zeit umfangreicher Migrationsbewegungen großer Bevölkerungsgruppen in Asien, Europa und Nordafrika. Im Vortrag wird es um die Frage gehen, inwiefern archäologische Befundkontexte aus den Gebieten des (ehemaligen) Römischen Reiches Hinweise auf Prozesse forcierter Migration (wie beispielsweise der Flucht aus religiösen Gründen) geben können. Es wird dargelegt, über welche Gruppen von Flüchtlingen wir aus den historischen Quellen Nachrichten besitzen, und ob sich an ihren Zielorten Indizien für die Lebensbedingungen der Geflüchteten finden. Dabei wird ein besonderer Fokus auf architekturbezogene Kontexte gelegt werden. Inwiefern transferierten die Geflüchteten Ideen und Konzepte ihrer Herkunftsregionen an die neuen Aufenthaltsorte und beeinflussten mit diesen vielleicht die lokale architektonische und visuelle Kultur? Aus methodischer Perspektive stellt dieser Vortrag einen Beitrag in der aktuellen Auseinandersetzung der Archäologien mit der Rekonstruktion von Mobilitätsprozessen dar.

Prof. Dr. Ute Verstegen studierte in Köln, Bonn und Barcelona. 1998 erfolgte die Promotion an der Universität zu Köln mit der Dissertation "St. Gereon in Köln in römischer und frühmittelalterlicher Zeit", ausgezeichnet mit dem Köln-Preis und dem Offermann-Hergarten-Preis. 2000/2001 war sie Reisestipendiatin des Deutschen Archäologischen Instituts. Von 2001 bis 2004 war sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln als Projektkoordinatorin des vom bmb+f geförderten Hochschulverbundprojekts "prometheus – Das verteilte digitale Bildarchiv für Forschung & Lehre" tätig. Es folgte von 2004 bis Sept. 2013 die Wissenschaftliche Assistenz am Lehrstuhl für Christliche Archäologie und Kunstgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), wo Ute Verstegen 2013 mit der Arbeit "Heiliger Ort – sakraler Raum. Kontinuität und Wandel in der Inszenierung der Herrenorte in Jerusalem" habilitiert wurde. Von Sept. 2013 bis 2016 war sie Professorin für Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte an der Philipps-Universität Marburg; seit Januar 2017 hat sie den Lehrstuhl für Christliche Archäologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg inne. Ute Verstegen ist seit Mai 2016 zudem Erste Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christliche Archäologie (www.agca.de).

Auswahlliteratur: Amodio, Maria (2006): La componente africana nella civiltà napoletana tardo-antica. Fonti letterarie ed evidenze archeologiche. Rom (Atti della Pontificia Accademia Romana di Archeologia, Serie 3, Memorie in 8, 6). – Krautheimer, Richard; Corbett, Spencer; Frankl, Wolfgang (1970): Corpus basilicarum Christianarum Romae IV. Città del Vaticano, S.51–71. – Liebeschuetz, Wolf (2003): The Refugees and Evacuees in the Age of Migrations. In: Richard Corradini (Hg.): The Construction of Communities in the Early Middle Ages. Texts, Resources and Artefacts. Leiden u.a. (The Transformation of the Roman World 12), S. 65–79. – Mathisen, Ralph W. (1984): Emigrants, Exiles, and Survivors. Aristocratic Options in Visigothic Aquitania. In: Phoenix. The Journal of the Classical Association of Canada. Revue de la Société canadienne des études classiques 38, S. 154–170. – Procopiou, Eleni (2015): The Excavations at Akrotiri-Katalymata ton Plakoton 2007–2014. In: Sabine Rogge und Michael Grünbart (Hg.): Medieval Cyprus. A Place of Cultural Encounter. Konferenz in Münster 6.–8. Dezember 2012. Münster, New York (Schriften des Instituts für Interdisziplinäre Zypern-Studien 11), S. 185–218.