STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"DER SINN DER SINNFRAGE"
Prof. Dr. Volker Gerhardt (Berlin)
Der Sinn von Sinn
Mittwoch, 27. Januar 2010, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Der Sinn von Sinn liegt darin, dass er Notwendigkeiten der Lebenssicherung in die Form einer für sich bestehenden Bedeutung bringt. In der Evolution des Lebens markiert der Auftritt von Sinn somit den Schritt von einer organischen Automatik der Ganzheit zu einer sozialen Steuerung von Einheiten, in der Individuen eine selbstbewusste Rolle spielen.
Im Vortrag wird diese Entwicklung zunächst in ihrer physiologischen Logik skizziert und sie dann in ihrer psycho-sozialen Leistung für die Selbstbestimmung von Individuen und Gesellschaften anschaulich gemacht. Dabei wird ein weiter Bogen von der zentralnervösen Umsetzung physischer Berührung in den Sinn von Reizen bis hin zum sozial organisierten Sinnverstehen durch die Vernunft des Menschen geschlagen. Am Ende steht eine Reflexion auf das Göttliche als dem Sinnhorizont des menschlichen Daseins.
Volker Gerhardt, geb. 1944 in Guben, studierte Philosophie, Psychologie, Rechtswissenschaft und Soziologie in Frankfurt und Münster, Promotion (1974) und Habilitation (1984) in Münster, Professuren in Münster (1985–1988), Köln (1988–1992), Halle (1992), seit 1992 Professor für Praktische Philosophie (Schwerpunkt: Rechts- und Sozialphilosophie) an der Humboldt-Universität zu Berlin. Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und des Nationalen Ethikrates (2001–2007) bzw. des Deutschen Ethikrates (seit 2008) sowie zahlreicher weiterer wissenschaftlicher und politischer Kommissionen. Systematische Schwerpunkte: Grundlegungsfragen der Ethik und der Politischen Philosophie, Philosophische Ästhetik, Angewandte Ethik und Biopolitik; historisch: u. a. Platon, Kant, Nietzsche.
Wichtigste Publikationen: Vernunft und Interesse, Münster 1976; Pathos und Distanz, Stuttgart 1988; Friedrich Nietzsche, München 1992, 42006; Selbstbestimmung. Das Prinzip der Individualität, Stuttgart 1999; Individualität. Das Element der Welt, München 2000; Der Mensch wird geboren. Kleine Apologie der Humanität, München 2001; Immanuel Kant: Vernunft und Leben, Stuttgart 2002; Partizipation. Das Prinzip der Politik, München 2007; Was ist der Mensch? (Hg. mit J. Nida-Rümelin u. a.), Berlin/New York 2008; Art. "Sinn des Lebens" in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 9, Berlin/Basel 1996.
Abschließender Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Jörn Rüsen (Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Arbeitsbereich Geschichte, Fakultät für Kulturreflexion – Studium fundamentale, Universität Witten/Herdecke)
Sinnpotentiale des historischen Denkens
Mittwoch, 03. Februar 2010, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)