Themenschwerpunkt "Heimat heute"
Prof. Dr. Werner J. Patzelt
Professor für Politische Systeme und Systemvergleich, Technische Universität Dresden
Heimatliebe, deutscher Patriotismus und neue rechte Bewegungen
Montag, 23. Januar 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)
Heimatliebe klingt nach Kitsch, Patriotismus nach Rechtsradikalismus. Also lassen sich mit beiden Empfindungen viele lieber nicht in Verbindung bringen. Dennoch mögen gar nicht wenige lange schon in unserem Land Lebende ihre Heimat und empfinden, selbst wenn sie das nicht so nennen, sehr wohl patriotisch. Das erkennt man leicht, wenn der tatsächliche Bedeutungsgehalt von Heimatliebe und Patriotismus freilegt wird. Irgendwie klaffen dort Sein und Bewusstsein auseinander. Dies ist aber aus zwei Gründen wenig wünschenswert: Erstens überlässt man Heimatliebe und Patriotismus sowohl dem Begriff als auch der Sache nach einstweilen den Rechten, ja Rechtsradikalen, die sich das alles – wie immer wieder Wahlplakate der NPD zeigten – sehr gerne aneignen. Es tut unserem Land aber nicht gut, so starke Empfindungen wie Heimatliebe und Patriotismus kampflos der politischen Rechten zu überlassen, welche sie schon einmal, und nachwirkend bis heute, diskreditiert hat. Zweitens braucht gerade ein Einwanderungsland, zu dem das unsere geworden ist, eine zusammenhaltende Bindekraft, die über repressiv erzwungenen Gesetzesgehorsam klar hinausgeht. Es scheint, dass gerade die Heimatliebe und der aufgeklärte Patriotismus unsere multiethnische und multikulturelle Gesellschaft zusammenhalten können, weil es bei diesen zwei Empfindungen viel weniger um die jeweilige Herkunft als vielmehr um eine gute gemeinsame Zukunft geht. Diesen nicht ganz unprovokativen Gedankengang zu plausibilisieren ist der Zweck des Vortrags.
Werner J. Patzelt, geb. 1953, ist seit 1991 Professor für Politische Systeme und Systemvergleich am Institut für Politikwissenschaft der Technischen Universität Dresden.
Zu seinen Publikationen zählen u.a.: "Einführung in die Politikwissenschaft" (7. Aufl. 2013), "Evolutorischer Institutionalismus" (2007), "Die Machbarkeit politischer Ordnung" (2013), "PEGIDA. Warnsignale aus Dresden" (2016), sowie zahlreiche Aufsätze und Buchkapitel zur Parlamentarismus-, Parteien- und Politischen Kulturforschung.
Abschließender Vortrag dieser Reihe:
Prof. Dr. Karen Ellwanger
(Direktorin des Instituts für Materielle Kultur, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)
Neue Heimatmuseen und Wissensproduktion
Montag, 30. Januar 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)