Prof. Dr. Wibke Müller-Forell · Vortragsexposé · Wintersemester 2009/2010

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
"SCHMERZ UND SCHMERZFORSCHUNG"


Prof. Dr. Wibke Müller-Forell (Mainz)

Kann man Kopfschmerz darstellen?
Moderne Bildgebung bei sekundären Kopfschmerzen

Dienstag, 08. Dezember 2009, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Von der International Headache Society werden etwa 190 verschiedene Kopfschmerztypen differenziert, dabei werden primäre und sekundäre Kopfschmerzen unterschieden. Zu den primären Kopfschmerzen, die eine typische Kopfschmerzanamnese und -symptomatik haben, zählen die Migräne (mit und ohne Aura), der Spannungs- und der Clusterkopfschmerz sowie der medikamentenassoziierte Kopfschmerz. Das Gehirn selbst ist nicht schmerzempfindlich. Eine Reizung der vom Nervus trigeminus sensibel versorgten Hirnhäute und Blutgefäße ist als Auslöser der symptomatischen oder sekundären Kopfschmerzen anzusehen. Etwa 10% aller Kopfschmerztypen werden durch vielfältige, mit modernen bildgebenden Methoden jedoch erkennbare und in den meisten Fällen auch therapierbare Läsionen ausgelöst. Dazu zählen sowohl die eher harmlosen Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis), aber auch verschiedene, teilweise lebensbedrohliche Erkrankungen der Hirngefäße (arterielle Blutung, Venenthrombose, Vaskulitis), Hirn- oder Hirnhautentzündungen oder auf den ersten Blick nicht zuzuordnende posttraumatische Blutungen. Bei 40% der Patienten mit Hirntumoren sind Kopfschmerzen das Initialsymptom. Geschlechtsunabhängig können Patienten vom Kleinkindes- bis zum Greisenalter an einer Vielzahl unterschiedlicher Tumoren erkranken. Im Rahmen dieses Vortrags wird nicht nur die Komplexität der neuroradiologischen Diagnostik dieser unterschiedlichen pathologischen Veränderungen mit Hilfe der differenzierten modernen Bildgebung wie Computertomographie (CT) und der Magnet-Resonanztomographie (MRT) erläutert. Es werden auch die Möglichkeiten therapeutischer neuroradiologischer Eingriffe (Interventionelle Neuroradiologie) mittels digitaler Subtraktionsangiographie (DSA) vorgestellt.

Prof. Dr. Wibke Müller-Forell ist Ärztin für Diagnostische Radiologie, Schwerpunkt Neuroradiologie, und derzeit Kommissarische Direktorin des Instituts für Neuroradiologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Uni-versität Mainz. Forschungsaufenthalt am Universitätsspital Zürich (USZ). 1995 Habilitation (Thema: Angioarchitektur zerebraler arteriovenöser Malformationen), seit 2003 außerplanmäßige Professorin, 2007 European Qualification in Neuroradiology. Forschungsschwerpunkte sind die Orbitaldiagnostik und interventionelle Neuroradiologie. Sie ist Koautorin und Verfasserin mehrerer Lehrbücher (u.a. Keyhole concept in Neurosurgery, Imaging of orbital and visual pathway pathology) und Mitglied vieler nationaler und internationaler Neuroradiologischen Gesellschaften (u. a. ASNR, DGNR, DRG).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Roland Borgards (Professor für Neuere Deutsche Literaturgeschichte, Lehrstuhl für neuere deutsche Literatur- und Ideengeschichte, Julius-Maximilians-Universität Würzburg)
Die Sprachen des Schmerzes. Zu einer liminalen Anthropologie in Literatur und Medizin
Dienstag, 15. Dezember 2009, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)