Prof. Dr. Wilfried Floeck · Vortragsexposé · Wintersemester 2009/2010

Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater und das Studium generale laden im Rahmen der Ringvorlesung
WENDEZEITEN UND EPOCHENUMBRÜCHE: DIE AUSEINANDERSETZUNG MIT HISTORISCHEN ZÄSUREN IM DRAMA
zu folgendem Vortrag ein:


Prof. Dr. Wilfried Floeck
(Hispanistik, Universität Gießen)

Die schwierige Begegnung von Alter und Neuer Welt im Film Cabeza de Vaca von Nicolás Echevarría: 1492 und 1992 als doppelte Zäsur

Montag, 7. Dezember 2009, 18.15 Uhr, P 4 (Philosophicum)

Die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus war für die Bewohner der Alten wie der Neuen Welt ein Schockerlebnis, von dem sich die Europäer allerdings rasch erholten. 500 Jahre lang sonnten sie sich in der Überzeugung ihrer Überlegenheit und in dem Bewusstsein, den Bewohnern der Neuen Welt mit ihrer meist zwangsweise vermittelten Kultur und Religion nur Segensreiches überbracht zu haben. 500 Jahre später erleben die Europäer einen erneuten Schock: die Infragestellung ihrer triumphalistischen Sicht. Seit dem Zerfall universaler religiöser, ideologischer und politischer Theoriemodelle im Zeitalter von Postkolonialismus und Postmoderne haben sich sowohl die Selbsteinschätzung der Neuen Welt als auch der Blick des Zentrums auf die Peripherie verändert. Diese Entwicklung, deren erster Höhepunkt in der Zeit um die Fünfhundertjahrfeier der Entdeckung Amerikas lag, hatte auch erhebliche Konsequenzen für den Repräsentationsdiskurs der Konquista im spanischen und lateinamerikanischen Theater und Kino der letzten Jahrzehnte, wie beispielhaft anhand der Analyse des mexikanischen Films Cabeza de Vaca von Nicolás Echevarría aus dem Jahr 1990 gezeigt werden soll.

Prof. Dr. Wilfried Floeck studierte Romanistik und Geschichte in Heidelberg, Tübingen, Grenoble und Bonn, wo er 1968 mit einer Arbeit über spanisches und französisches Theater im 17. Jahrhundert promoviert wurde. Von 1971 bis 1980 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in Göttingen, wo er sich 1978 mit einer Untersuchung zum Thema Die Literarästhetik des französischen Barock (Berlin 1979; frz. Übers. Paris 1989) habilitierte. 1980 erhielt er den Ruf auf eine Professur für Romanische Literaturwissenschaft in Mainz; von 1990 bis 2008 war er Professor für Hispanistik in Gießen. In den beiden letzten Jahrzehnten war das französische, portugiesische, spanische und lateinamerikanische Theater – neben der spanischen Aufklärung – sein wichtigstes Forschungsgebiet, zu dem er zahlreiche Untersuchungen veröffentlichte. Von 2003 bis 2007 war er Vorsitzender des Deutschen Hispanistenverbandes.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Mario Willersinn M.A. (Universität Freiburg)
La Guerra Civil im spanischen Theater.
Darstellung, Bewertung und Auseinandersetzung auf der Bühne
Montag, 14. Dezember, 18.15 Uhr, P 4 (Philosophicum)