Prof. Dr. Wilhelm Solms – Vortragsexposé – Wintersemester 2006/2007

STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"MENSCHENBILDER IM WIDERSPRUCH"

Prof. Dr. Wilhelm Solms
Professor für Neuere deutsche Literatur an der Philipps-Universität Marburg

Die »Zigeuner«-Konstruktion deutscher Dichter und Gelehrter und ihre Bausteine

Mittwoch, 7. Februar 2007, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Die literarischen und ethnologischen „Zigeuner“-bilder sind keine objektiven Abbilder von Sinti und Roma, sondern Konstruktionen, die aber auf sie projiziert werden und deshalb einem unbefangenen Umgang mit ihnen im Wege stehen. Um diese Konstruktionen zu erschüttern, soll gezeigt werden, dass sie jeweils auf eine der drei disparaten Bedeutungen des Worts „Zigeuner“ zurückgehen, die allesamt unzutreffend sind: Ägypter, einheimische Landstreicher, orientalisches Nomadenvolk. Danach wird auf einzelne eindeutig negative, scheinbar neutrale oder scheinbar positive Bilder näher eingegangen werden.

Prof. Dr. Wilhelm Solms, geb. 1937 in Lich/Oberhessen, Professor für Neuere deutsche Literatur an der Philipps-Universität Marburg (im Ruhestand). Vorstandssprecher der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten in Berlin (1986-2004), Vorsitzender des Marburger Literaturforums (1988-2002) und Vorsitzender der Gesellschaft für Antiziganismusforschung (seit 2000). Beiträge über Goethe, Gegenwarts¬literatur, Märchen, Zigeunerbilder. Die Moral von Grimms Märchen (1998);
„Kulturloses Volk“? Berichte über „Zigeuner“ und Selbstzeugnisse von Sinti und Roma (2006).