Prof. Dr. Winfried Schmitz – Vortragsexposé – Wintersemester 2017/2018

Themenschwerpunkt
FAMILIE, FREUNDE, PARTNER. BEZIEHUNGEN IM KULTURVERGLEICH

Prof. Dr. Winfried Schmitz
Professor für Alte Geschichte, Institut für Geschichtswissenschaft, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

"Und im richtigen Alter eine Frau ins Haus dir geleiten".
Bäuerliche Familienstrukturen im archaischen Griechenland

Montag, 22. Januar 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

"Erst einmal ein Gehöft, eine Frau, einen Ochsen zum Pflügen". "Früh in der Dämmerung auf, dass der Vorrat ausreicht zum Leben". "Ein Sohn, aber nur einer sei da, dass des Vaters Besitztum sicher besteht". Sprichwörter dieser Art führen uns ein in die bäuerliche Welt des 7. Jahrhunderts v. Chr. Mahnende Sprüche gelten als 'bäuerliche Sondersprache' und schon Aristoteles hat in seiner Rhetorik Bauern als 'Sprücheklopfer' bezeichnet. In den Sprüchen versichert sich die bäuerliche Dorfgemeinschaft ihrer Werte und Normen. Durch sie kann die bäuerliche Lebenswelt ein Stück weit rekonstruiert werden, für die wir sonst nur wenige Quellen aus dieser frühen Zeit haben. Was sagen uns die Sprüche über das Heiratsalter, die Zahl der Kinder, die wirtschaftlichen Grundlagen des Hauses, was über die Autorität im Haus, die Behandlung der alten Eltern und die Solidarität unter den Nachbarn? Die in den Sprüchen formulierten Regeln sind verbindlich für alle Bauern im Dorf. Und wer die Regeln bricht, wird von den Mitbauern gerügt, wird Gespött und Gerede ausgesetzt. Bei schweren Normbrüchen können auch Türen eingeschlagen und Dächer abgedeckt werden. Arbeit und Lohn bei den Bauern finden Angehörige der unterbäuerlichen Schicht. Doch wollen Knechte und Mägde eine Anstellung finden, müssen sie ledig und kinderlos sein. Wie also unterscheiden sich deren Lebensbedingungen von denen der Bauern und Adeligen?

Winfried Schmitz ist Professor für Alte Geschichte an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Er studierte Alte Geschichte, Mittlere und Neuere Geschichte sowie Klassische Archäologie an den Universitäten Köln und Freiburg i.Br. und war als Assistent an der FU Berlin und am Rheinischen Landesmuseum Bonn tätig, bevor er im Jahr 1996 an die Universität Bochum berufen wurde. Von dort führte ihn sein Weg 1998 an die Universität Bielefeld und im Jahr 2003 schließlich an die Universität Bonn. Winfried Schmitz ist beteiligt am DFG-Graduiertenkolleg "Archäologie vormoderner Wirtschaftsräume" sowie am deutsch-französischen Graduiertenkolleg "Masse und Integration in antiken Gesellschaften". Zudem leitet er ein Forschungsprojekt über "Die Gesetze Drakons und Solons".
Schwerpunkte seiner Forschungsarbeit sind die griechische Sozial-, Familien- und Rechtsgeschichte, die Sklaverei im antiken Griechenland, die athenische Demokratie und das antike Sparta wie auch die spätantiken frühchristlichen Inschriften im Rheinland. Er ist Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz.
Ausgewählte Publikationen: W. Schmitz, Haus und Familie im antiken Griechenland, München: Oldenbourg 2007; W. Schmitz, Die griechische Gesellschaft. Eine Sozialgeschichte der archaischen und klassischen Zeit, Heidelberg: Verlag Antike 2014.

Abschließender Vortrag dieser Reihe:
Prof. Dr. Birgitt Röttger-Rössler

(Sprecherin des Sonderforschungsbereichs "Affective Societies: Dynamiken des Zusammenlebens in bewegten Welten", Professorin für Ethnologie, Freie Universität Berlin)
Deutsche mit Eltern aus Vietnam.
Affektive Dimensionen der Eltern-Kind-Beziehungen im vietnamesischen Berlin

Montag, 5. Februar 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)